AKtion März 2023

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

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MIETGESETZ Es muss alle glei- chermaßen schüt- zen! ▸ Seiten 2, 3 KONSUMENT Mikrowelle: Solo- und Kombigeräte im Test ▸ Seiten 12, 13

Eine starke Zivil- gesellschaft hilft am besten gegen Gewalt. Christian Rutishauser Jesuit

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

März 2023 Nr. 3/2022, XXXVII. Jahrgang Zugestellt durch Post.at

Vermögenssteuer mit einem Freibetrag von zwei Millionen Euro würde nur das reichste Prozent betreffen und brächte dem Staat fünf Milliarden Euro! Superreiche müssen mehr beitragen

UNGERECHT. Das aktuelle Stand- ort-Rating der AK zeigt es deutlich: Vorarlbergs Arbeitnehmer:innen sind zwar österreichweit am pro- duktivsten; pro geleisteter Arbeits- stunde erwirtschaften sie rund 65 Euro. Aber es fließt im Vergleich der Bundesländer am wenigsten Geld zu ihnen zurück. Deshalb fordert AK-Präsident Bernhard Heinzle höhere Löhne und die Ein- führung einer Vermögenssteuer. Denn die Menschen stöhnen unter der Teuerung. Sich ein Ei- genheim leisten? Daran ist nicht zu denken! Der AK-Präsident for- dert deshalb eine Umverteilung der Vermögensverhältnisse. Einer- seits führt an einem Mindestlohn von 1700 Euro netto kein Weg vor- bei, damit man in Vorarlberg über- haupt einigermaßen leben kann.

AK-Präsident Heinzle: „Unser Modell einer Vermögenssteuer würde nur wenige treffen.“

VERGÜNSTIGT können AK-Mitglieder und ihre Familien heuer ab 1. April Karten für die Bregenzer Festspiele erwerben. Mehr als 3000 Plätze stehen um 22,5 Prozent vergünstigt zur Verfügung. ▸ Seite 6

mit einem Freibetrag von zwei Millionen Euro nur das reichste Prozent, das sind 40.000 Haushal- te, betreffen. Aber sie brächte fünf Milliarden Euro! „Geld, das der Staat dringend brauchen würde“, betont Heinzle. ▸ Seiten 4, 5

Generell fordert er höhere Löhne und Gehälter. „Dann würden die Fachkräfte, die jenseits der Lan- desgrenzen ihr Geld verdienen, auch wieder nach Vorarlberg kom- men“, ist er überzeugt. Zum Drit- ten würde eine Vermögenssteuer

ZUSAGEN. Mit 1. April 2023 sollen die Stromkosten auf 24 Cent pro Ki- lowattstunde ansteigen. Für diese Ankündigung erntete der heimi- sche Energieversorger viel Kritik, zumal die finanziellen Belastungen der Menschen ein unerträgliches Ausmaß angenommen haben. Aus diesem Grund haben AK- Präsident Bernhard Heinzle und Direktor Rainer Keckeis mit dem Vorstand der illwerke vkw AG, Dr. Christof Germann, ein Gespräch schafts- und -organisationsgesetz können nicht anders „als schwam- mig und untauglich“ bezeichnet werden. Das Handelsgericht Wien kippte zuletzt die Preiserhöhung des teilstaatlichen Stromkonzerns Verbund vom Mai 2022. Die Klausel zur Anpassung des Arbeitspreises für Strom sei überraschend und nachteilig für die Kundinnen und Kunden, teilte der Verein für Konsu- menteninformation mit. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. AK erwirkt bei illwerke vkw weitgehende Zusagen beim Strompreis geführt, das mit weitreichenden Zusagen endete: „Die illwerke vkw haben verbindlich erklärt, dass sie eine rechtliche Klärung akzeptieren werden“, sagt AK-Präsident Heinzle. „Sollte also rechtlich festgestellt wer- den, dass die Strompreiserhöhung ab 1. April 2023 nicht gerechtfertigt ist, dann muss kein Vorarlberger Konsu- ment klagen oder eine Rückzahlung beantragen. Die illwerke vkw werden die Erhöhung auf Heller und Pfennig von sich aus zurückzahlen.“ Ein Wie- ner Gerichtsurteil und ein Rechts- gutachten der AK Tirol und Salzburg weisen in diese Richtung. Sollte der Strompreis wieder sinken – wovon Expert:innen aus- gehen –, wird auch das an die Kon- sument:innen ohne Verzögerung weitergegeben. illwerke vkw erhö- hen den Strompreis einmal im Jahr, sie würden eine Senkung allerdings sofort noch im laufenden Vertrags- jahr an die Konsument:innen wei- tergeben. Die AK fordert darüber hinaus den Gesetzgeber auf, endlich Rechtssicherheit zu schaffen. „Wenn jede Änderung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen jahrelange Prozesse nach sich zieht, dann ist das nichts weiter als eine Verschwen- dung von Ressourcen“, bedauert AK-Direktor Rainer Keckeis. Wie und nach welchen Kriterien Preise erhöht werden dürfen, muss klar geregelt sein. Die gegenwärtigen Be- stimmungen im Elektrizitätswirt-

Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg Telefon zum Ortstarif 050/258 Mitgliederservice – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrling/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frau – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000 Bildung: wieweiter.at – 4150 www.ak-vorarlberg.at /akvorarlberg /AKVorarlberg

Gender-Pay-Gap bei Pensionen Unterschied zwischen Männern und Frauen bei Jahres-Bruttopensionen 2021, in %

ZEITWORT Intensiver leben

bis 38 bis 32 bis 35 unter 29 über 38

Wien-Fünaus 12,2

Das fragen sich viele: Wie das wohl weitergeht, wenn alles teurer wird? Die Mieten explodieren, die Energie kostet immer mehr, in den Zeitungen drucken sie schon wieder in großen Lettern das Wort „Bankenkrise“. Und dann faseln manche auch noch was von Fastenzeit! Trotzdem wollten wir von unseren Leser:innen wissen, ob und warum sie sich freiwillig einschränken. Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten. „Das bewusste Fasten bricht mit den Gewohnheiten“, schreibt Andreas Vo- gel aus Lustenau, „Gerüche und Geschmack werden wieder erlebbar.“ Karin Weber wurde von ihrer Tochter gebeten, die Einkaufsliste zu ändern, sie wolle auf Fertigprodukte und Süßigkeiten verzichten. „Da kam ich in Zugzwang.“ Fasten heißt Verzichten. Das macht die Krisen rundum zwar auch nicht kleiner. Aber es verändert für einen Moment den Blickwinkel. Sogar ein intensiveres Leben kann dabei herauskommen.  tm

Bludenz 42,5

2 Meinung und Politik 

März 2023

Was für eine vertane Chance: Statt auf einen Mietpreisstopp für alle Wohnungsmie- ter:innen einigt sich die Regierung nur auf Einmalzahlungen, die weder die Inflation mildern noch langfristig wirken, kritisiert AK-Präsident Bernhard Heinzle. „So wer- den die Mieter:innen, die nicht mehr zurande kommen, zu Almosenempfängern.“ Mieter werden so Almosenempfänger

LEITARTIKEL Wenig belohnter Fleiß

Viel arbeiten, bescheiden und dankbar sein für das, was man an Einkommen aus Arbeit erhält – das wäre wohl der optimale Arbeit- nehmer aus Unternehmersicht. Aber ist das wirklich so, zahlen unsere Unternehmer:innen zu schlecht? Tatsache ist doch, dass die Arbeitnehmer:innen in vielen Branchen mehr als ihre Kolleg:innen in anderen Bundesländern verdienen. Trotzdem stimmt die Aus- sage, dass die Vorarlberger Unternehmen schlecht bezahlen. Und zwar, wenn man sich anschaut, was denn in den Vorarlberger Be- trieben geleistet wird. Und da liegen wir an der Spitze Österreichs. Es zeigt sich, dass der Anteil, den unsere Arbeitnehmer:innen an jedem von ihnen miterwirtschafteten Euro erhalten, deutlich unter jenem liegt, den ein Arbeitnehmer im übrigen Österreich erhält. , Bessere Bezahlung löst Anders ausgedrückt: Dafür, dass wir so fleißig sind, ist die Bezah- lung unterdurchschnittlich. Kein Wunder also, dass bereits über 15.000 in Vorarlberg wohnhafte Facharbeiter:innen ihr Einkom- men lieber in den benachbarten Ländern verdienen als im Ländle. Weil im gleichen Atemzug mit den bescheidenen Löhnen die Kosten für das Wohnen in Vorarlberg in den letzten Jahren völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Daran sind nicht allein die Unterneh- mer:innen schuld, aber doch ein wenig mitschuldig. Sie investieren ihre Gewinne sehr oft in Immobilien und nicht in ihre Betriebe. Das aber sagt nicht die AK, nein, diese Kritik kommt von der Europäi- schen Investitionsbank, die festgestellt hat, dass US-amerikanische Unternehmen mehr in ihre Betriebe investieren und damit mittel- fristig wettbewerbsfähiger werden, hingegen europäische Unter- nehmer:innen viel öfter Wohnungen kaufen. Ob das in Vorarlberg auch so ist, kann jeder selbst beurteilen. Ein kritischer Blick ins Land gibt Aufschluss. das Facharbeiterproblem in Vorarlberg auf der Stelle. Rainer Keckeis Direktor der AK Vorarlberg

ENTTÄUSCHT. „Wir hatten bis zu- letzt auf eine gute Lösung gehofft“, betont Heinzle, denn „solange kei- ne vernünftige Mietpreisbremse kommt, die für alle Mieter:innen gilt, ist für etwa 20 Prozent der Vor- arlberger Hauptwohnsitzhaushalte, die in Miete sind, langfristig nichts gewonnen“. Jetzt hat die Regierung deutlich gezeigt, dass ihr die Ver- mieter:innen wichtiger sind. Damit bleibt das Grundproblem bestehen. In Vorarlberg kommen die Mie- terschutzbestimmungen hinsicht- lich der Mietzinshöhe nur in seltenen Ausnahmefällen zur Anwendung. Die meisten Mietwohnungen in Vor- arlberg befinden sich in Ein- oder Zweifamilienhäusern, in Eigen- tumswohnanlagen, die nach 1945 gebaut wurden, oder in Mehrfami- lienhäusern ohne Wohnungseigen- tum, die nach 1953 und ohne Zuhil- fenahme öffentlicher Fördermittel entstanden sind. Für diese Wohnun- gen gilt auch weiterhin kein gesetz- licher Preisschutz wie bei Kategorie- mietzins oder Richtwertmietzins. Es gilt stattdessen das freie Spiel der Marktkräfte. Die Miethöhe samt Wertsicherungsklausel kann ver- traglich frei vereinbart werden. Da- bei müssen weder der Erhaltungszu- stand noch der energetische Zustand des Gebäudes eine Rolle spielen. Geplatzter Traum vom Eigenheim „In Vorarlberg bedroht die Teuerung mittlerweile den Mittelstand“, be- tont Heinzle. Für viele ist der Traum von Haus oder Eigentumswohnung ohnedies nicht mehr realisierbar, sie sind auf den freien Mietwohnungs- markt angewiesen. Ständig steigende Mieten werden sogar in den befristeten Mietverträ- gen regelmäßig wertgesichert nach Verbraucherpreisindex vereinbart. Die Regelungen des Richtwertge- setzes, wonach eine Mietanpassung

AK-Präsident Heinzle: „Viele sind auf den Mietwohnungsmarkt angewiesen und vielfach vertraglicher Willkür ausgesetzt.“

grundsätzlich nur alle zwei Jahre erfolgt, oder die Schutzbestimmun- gen des Mietrechtsgesetzes, wonach eine rückwirkende Mieterhöhung ausgeschlossen ist, kommen dabei nicht zur Anwendung. Wurde z. B. vereinbart, dass eine Mietanpassung immer dann erfolgt, wenn die Infla- tionsrate um mehr als drei Prozent gestiegen ist, konnte der Hauptmiet- zins im Jahr 2022 sage und schreibe

oder älter sind.

Für die meisten Mietwohnungen in Vorarlberg gelten im Wesentlichen nur die Kündigungsschutzbestim- mungen des Mietrechtsgesetzes. Doch auch diese haben nicht allzu viel Bedeutung, wenn Wohnungs- mietverträge auf nur drei Jahre be- fristet werden dürfen. „Die AK for- dert deshalb, dass die Möglichkeit, befristete Verträge abzuschließen, für gewerbliche Vermieter abge- schafft wird“, unterstreicht Heinzle. Anwendungsbereich schrumpft Eine Mietrechtsreform ist drin- gend erforderlich. Mit jedem Jahr, in dem es zu keiner vernünftigen Mietrechtsreform kommt, wird der volle Anwendungsbereich der Mie- terschutzbestimmungen immer kleiner, da ständig Neubauten da- zukommen. Die Gebäude, für die das Mietrechtsgesetz mit all seinen Schutzbestimmungen für Mie- ter:innen noch gilt, müssen immer noch älter sein. Der Anwendungs- bereich des vollen Mieterschutzes schrumpft so seit 1945.

▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at

drei Mal erhöht werden! Stichwort Betongold!

GASTKOMMENTAR Verordnet der Staat Armut? Täglich kommen Menschen zu uns in die Beratung, deren Spar- potenzial ausgereizt ist. Jeder muss essen, trinken, wohnen und heizen. Lebensmittel plus 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, Mehl plus 22 Prozent, Milch, Käse und Eier plus 23 Prozent, stei- gende Mieten und Energiekosten. Wie soll sich das für Menschen mit geringem Einkommen, Familien mit Kindern, aber auch Alleinstehende ausgehen? ▸ Mehr Info MMag. Simone Strehle-Hechenberger leitet die ifs Schuldenberatung. Online unter https://www.ifs.at/schulden­ beratung.html erreichbar. , Wie soll sich das für Menschen mit geringem Einkommen nur ausgehen? Simone Strehle-Hechenberger Institut für Sozialdienste, Schuldenberatung Wenn die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können, kann es zur Pfändung des Einkommens kommen. Und hier sieht der Gesetzgeber vor, dass der unpfändbare Teil, der einem Menschen ohne Unterhaltsverpflichtungen bleibt, also das Existenzmini- mum, 1110 Euro beträgt. Die Armutsgefährdungsschwelle liegt bei 1370 Euro. Und der Dachverband der Schuldenberatungen hat berechnet, dass ein Mensch in Österreich ohne Auto und Urlaub mit der Möglichkeit zur minimalen sozialen Teilhabe 1459 Euro benötigt. Die Folge ist, dass sich viele weiter verschulden. Wenn sich ein Leben ohne Neuverschuldung aber nicht ausgeht, ist es auch nicht möglich, sich mittels Privatinsolvenz zu ent- schulden, man bleibt auf Jahre ohne Perspektive. Mittlerweile muss man sich die Privatinsolvenz leisten können. Doch Men- schen, die entschuldet sind, nehmen weniger Sozialleistungen in Anspruch, sind weniger krank und leisten wieder einen Beitrag zum Sozial- und Wirtschaftssystem. Deshalb ist es notwendig, das Existenzminimum schnellstmöglich anzuheben!

Mieter:innen auf dem freien Woh- nungsmarkt müssen die Inflation eins zu eins abgelten, damit Ver- mieter:innen die Miete inflations- gesichert bekommen, unabhängig davon, ob die Wohnung seit Jahr- zehnten ausfinanziert ist und in welchem Erhaltungszustand die Wohnung und das Gebäude sind. Stichwort Betongold! Das Mietrechtsgesetz altert zu- sehends vor sich hin, wenn es mit allen seinen Schutzbestimmungen nur für Wohnanlagen und Mehrfa- milienhäuser gilt, die heute 70 Jahre

Achtung: Verlängerung erforderlich! Berufsberechtigung für Gesundheitsberufe endet nach fünf Jahren – Team der AK gerne behilflich Hilfestellung

Das Team des Gesund- heitsberuferegisters der AK Vorarlberg hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. Auch können Sie hier die Broschüre „Berufs- berechtigung verlängern: So funktioniert es“ per E-Mail unter gbr@ak-­ vorarlberg.at oder telefo- nisch unter 050/258 DW 2700 anfordern. ▸ Alle Infos auf den Websites der Registrierungsbehörden Arbeiterkammer (ak-vorarlberg. ag/gbr) und GÖG (gbr.goeg.at)

REGISTER. Seit 1. Juli 2018 ist für Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe sowie der ge- hobenen medizinisch-technischen Dienste die Eintragung in das Ge- sundheitsberuferegister Voraus- setzung, um im jeweiligen Gesund- heitsberuf tätig werden zu dürfen. In Vorarlberg hat die Arbeiter- kammer bis Ende 2022 insgesamt 7865 Registrierungen vorgenom- men. Allein 3933 Personen wurden im Jahr 2018 erstregistriert. Die Berufsberechtigung ist fünf Jahre lang gültig. Das heißt, sie endet für jene Personen, die im Jahr 2018 re- gistriert worden sind, im heurigen Jahr.

Diese Personen müssen also heuer die Verlängerung beantra- gen, wenn sie weiter in ihrem Be- ruf tätig sein wollen. Die Verlän- gerung ist frühestens drei Monate vor Ablauf der Berufsberechtigung möglich. Auf der Rückseite des Berufsausweises steht, wann die Gültigkeit der Berechtigung en- det. Läuft sie z. B. am 30.6.2023 ab, kann die Verlängerung ab 1.4.2023 beantragt werden. Rechtzeitig vor Ablauf der Berufsberechtigung erhalten die Betroffenen auto- matisch eine schriftliche Erinne- rung, entweder an die von ihnen bekanntgegebene E-Mail-Adresse oder per Post.

Politik und Soziales 3

März 2023

Das Land und die AK trauern um Josef Fink

ABSCHIED. Josef Fink stand 19 Jahre an der Spitze der Vorarlberger Arbeiter- kammer. Der engagierte Arbeitnehmer- vertreter Josef Fink machte sich für die duale Ausbildung und die Vorarlberger Fachhochschule stark. Er ist im Alter von 81 Jahren einer Krankheit erlegen. Der Name Josef Fink ist in Österreich untrennbar mit der „Abfertigung neu“ verbunden. Was der gebürtige Langener in zehnjährigem Kampf da ausgefochten hatte, „hat uns stolz gemacht“, sagt der heutige AK-Präsident Bernhard Heinz- le: „Wir wussten, da wird Geschichte ge- schrieben.“ Auch Fink selbst betrachtete die Einführung der „Abfertigung neu“ als seinen größten interessenpolitischen Er- folg. Heinzle hat Fink bereits als Lehrling und Jugendvertrauensrat kennengelernt. Er erlebte den Präsidenten „immer gut gelaunt, mit einem Lächeln auf den Lip- pen und der Frage: Na, Börni, wie geht’s?“ Finks Werdegang hätte klassischer nicht verlaufen können. 1961 war Fink (Jahrgang 1942) der erste Vorarlberger, der bei einer Lehrlingsolympiade eine Medaille (Silber) gewinnen konnte. Nach einer Lehrausbildung zum Elektrotechniker stieß Josef Fink 1963 als Monteur zu den Vorarlberger Kraft- werken, wo er ab 1970 seinerseits als Lehrlingschef Nachwuchskräfte aus- bildete. Von 1979 bis 2001 führte er den Betriebsrat der vkw und gewann als Kol- lektivvertrags-Verhandler entscheidende Erfahrungen. Ab 1984 wirkte Josef Fink als Kammerrat in Vorarlbergs Arbeitneh- merparlament, ehe er am 30. Juli 1987 als Nachfolger von Bertram Jäger zum fünften Präsidenten der AK Vorarlberg gewählt wurde. Gleichzeitig wurde Fink Mitglied des Vorstandes der Bundesar- beitskammer. Sozialpartner durch und durch Josef Fink entpuppte sich in seiner Amts- zeit als vehementer Befürworter der So- zialpartnerschaft. Sie sei ein Erfolgsmo- dell für Österreich, betonte er, auch wenn das im eigenen Land öffentlich nicht immer wahrgenommen werde. Solange es nichts Besseres gebe, solle man erfolg- reiche Strukturen weiter positiv wirken lassen. Als besonderes inhaltliches Herzens- anliegen in Finks Schaffen erwies sich die berufliche Weiterbildung. In seine Ära fällt etwa die Gründung der Vorarlberger Fachhochschule, die ursprünglich hef- tig umstritten war. Auch in diesem Fall

freute sich Fink darüber, „dass sich das bessere, von der AK forcierte Modell der Fachhochschule durchgesetzt hat“. Verfechter der dualen Ausbildung Während seiner Amtszeit setzte sich Fink für die berufliche Weiterbildung und die Erweiterung der dualen Ausbildung ein. Auch der Aufbau des AK-eigenen Bil- dungscenters sowie die Einführung des Vorarlberger Bildungszuschusses trugen deutlich seine Handschrift, lobte der damalige Landtagspräsident Gebhard Halder die Verdienste Finks, als er ihm 2006 die höchste Auszeichnung des Lan- des überreichte: „Gerade der Bildungs- zuschuss mit seiner partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Wirtschafts- und Arbeiterkammer war ein österreichweit einmaliges Signal.“ Ein weiterer großer Wurf gelang Fink mit der „Abfertigung neu“, deren geisti- ger Vater er ist und die auch „Fink-Mo- dell“ genannt wird. Wie sie funktioniert? Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer haben Anspruch auf Abfertigung, auch wenn sie nicht drei Jahre durchge- hend bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind. Die Abfertigung geht bei Selbstkün- digung, berechtigter oder verschuldeter Entlassung oder unberechtigtem Austritt nicht verloren. Die Betriebe zahlen regel- mäßig in eine betriebliche Vorsorgekasse ein und sparen so die Abfertigungsbei- träge für ihre Beschäftigten an. Für sein umfassendes Engagement und die zahlreichen Verdienste wurde Josef Fink, bereits vor Jahren mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Vor- arlberg ausgezeichnet. Sein Amt als AK- Präsident übergab er schließlich 2006 an Hubert Hämmerle. Josef Finks interessenpolitisches Vermächtnis ist die „Abfertigung neu“.

Der Traum von den eigenen vier Wänden bekommt schmerzhafte Risse, wenn sich die Mieten mehrmals im Jahr saftig erhöhen.

zu reformieren und der Zeit entsprechend zu gestalten, sodass es für alle Mietverhält- nisse relevant wird. Auch die Mietzinsreglementierungen sollten nach Ansicht der AK generell überarbeitet werden. Ist es noch zeitgemäß und gerechtfertigt, dass für Woh- nungen, die mittlerweile 70 Jahre oder älter sind und die längst ausfinanziert sind, un- abhängig vom Zustand des Gebäudes der Mietzins frei

Fazit: Es braucht ein einheitli- ches Mietrecht, das alle Woh- nungsmieter:innen – un- abhängig vom Gebäudealter – schützt, mit einheitlichen Regelungen zu den Rechten und Pflichten von Mieter:in- nen und Vermieter:innen (hinsichtlich Betriebskosten, Erhaltungspflichten, Woh- nungsrückstellung usw.), die nicht vertraglich zum Nach- teil der Mieter:innen abgeän- dert werden dürfen. Der Willkür ein Ende setzen! Dabei sollte es keine Rolle spielen, wie viele Wohnun- gen im Haus sind und wie alt das Gebäude ist. Die Mie- ter:innen in Vorarlberg sind vielfach vertraglicher Will- kür ausgeliefert. Da der Bun- desgesetzgeber seit vielen Gesetzgebungsperioden kei- ne vernünftige Mietrechtsre- form zustande bringt, welche die Mieter:innen wirksam schützt, sah sich die Bundes-

arbeiterkammer vor bald 20 Jahren genötigt, die Ver- tragsmuster unter dem Blickwinkel des Konsumen- tenschutzgesetzes zu über- prüfen, und hat zahlreiche Mietvertragsmuster gewerb- licher Vermieter gerichtlich abgemahnt. Seit 2006 gibt es daher immer mehr Rechtspre- chung des Obersten Gerichts- hofs, wonach etliche vor 2006 völlig gebräuchliche Stan- dard-Mietvertragsklauseln gegen das Konsumenten- schutzgesetz verstoßen oder Mieter:innen unzulässig be- nachteiligen und daher nicht gültig sind. Trotzdem werden solche Klauseln nach wie vor in der Immobilienbranche ungeniert angewandt. Das Mietrecht wird durch die Vielzahl von Einzelfallent- scheidungen für alle Beteilig- ten immer komplizierter. Der Bundesgesetzgeber ist drin- gend gefordert, das Mietrecht

vereinbart werden darf? Reform in weiter Ferne

Allein, von einer umfassen- den Mietrechtsreform sind wir wohl noch weit entfernt, wenn sich der Gesetzgeber nicht einmal imstande sieht, in Zeiten einer Höchstinflati- on zumindest temporär eine Inflationsbremse für alle Wohnungsmieten zu erlas- sen, egal ob Richtwert-, Kate- gorie- oder frei vereinbarte Mieten.

Die große AK Umfrage zur Gesundheits­ versorgung Fühlst du dich in Vorarlberg medizinisch gut versorgt? Sag uns, wie es dir geht und hilf uns, die Situation im Ländle zu verbessern. Jetzt teilnehmen!

EU-Quiz der Berufsschulen 29 Lehrlinge haben sich beim Quiz „Politische Bildung“ in der AK präch- tig geschlagen. Aber jetzt mal ehrlich – hätten Sie das gewusst? Testen Sie Ihr Wissen, in dieser Ausgabe der AKtion finden Sie eine Auswahl der Fragen. Welche Muttersprache wird in der EU am häufigsten gesprochen? ● Spanisch ● Deutsch ● Französisch ● Englisch

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#deineStimme zählt!

Die Teilnahme an der Online- Umfrage ist ab sofort unter www.ak vorarlberg.at möglich.

Auflösung Seite 16

4 Politik und Arbeit 

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AK-STA Das deutlic des Die Lohnquote liegt im Ländle deutlich unter viele Menschen nicht mehr wissen, wie sie di Bernhard Heinzle u

Unterdurch- schnittlicher Anteil am Erfolg und überdurch- schnittliche Gewinne

NICHT GERECHT. In kei- nem anderen österreichi- schen Bundesland ist die Stundenproduktivität so hoch wie hierzulande. Trotz- dem verlangen Wirtschafts- vertreter wegen des Arbeits- kräftemangels noch mehr Arbeit und Flexibilität. Bei der Verteilung des Erfolgs hingegen üben sie maximale Zurückhaltung. Und das bei der Teuerung! So liegt die Lohnquote in Vorarlberg deutlich un- ter dem österreichischen Durchschnitt, die Gewinn- quote entsprechend darüber. „Den arbeitenden Menschen gönnt man nur den kleine- ren Teil des Kuchens“, kriti- siert AK-Präsident Bernhard Heinzle. „Und das in einer Situation, in der viele Men- schen nicht mehr wissen, wie sie die aktuelle Teuerung noch stemmen sollen oder wie sie zu leistbarem Wohn- raum kommen.“ Die AK Vorarlberg hat eben ihr neues Standort-Ra- ting veröffentlicht. Dort steht es schwarz auf weiß: 2023 ist die Verteilung der Lohn- einkommen und der unter- nehmerischen Gewinne in keinem anderen österrei- chischen Bundesland so un- gleich wie in Vorarlberg. „Ob- wohl die Beschäftigten im Ländle die höchste Produkti- vität zuwege bringen, ist der Anteil am erwirtschafteten Erfolg der geringste in Öster- reich“, bringt es AK-Präsident Heinzle auf den Punkt. Ost-West-Gefälle 2020 flossen knapp 47 Cent pro erwirtschaftetem Euro in die Lohneinkommen, im Ös- terreichschnitt waren es hin- gegen 50 Cent und in Wien sogar knapp über 53 Cent. Bei den Unternehmensein- kommen hingegen liegt Vor- arlberg deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Diese asymmetrische Verteilung zeigt sich auch klar in der Entwicklung der Einkommen. So ist das Ar- beitnehmer:innenentgelt pro beschäftigter Person in den Jahren 2008 bis 2018 um 26 Prozent angestiegen, während das zu versteuern- de Einkommen der Unter- nehmen im selben Zeitraum um 39 Prozent gestiegen ist. Überhaupt ist die Lohnquo- te, also der Anteil der Lohn- einkommen am gesamten

DER ERFOLG der Vorarl- berger Wirtschaft ist den arbei- tenden Menschen geschuldet. Ihnen gebührt ein deutlich größeres Stück vom Kuchen, betonen AK-Direktor Rainer Keckeis und AK-Präsident Bernhard Heinzle.

AK Vorarlberg legt seit 2016 die dritte Ausgabe des Standort-Ratings vor. Corona- Pandemie, Energiekrise und Rekordinflation haben markante Spuren hinterlassen Leistungsträger:innen in den Fokus

RATING. Der Wirtschafts- standort Vorarlberg lebt von guten Fachkräften, das wird in Debatten um die Qualität des Standorts leider oft ver- gessen. Herausforderungen wie Klimakrise, Arbeitslo- sigkeit und Armutsgefähr- dung, Fachkräftemangel oder kaum verfügbares leist- bares Wohnen werden sich mit steigenden Exportzah- len und Wirtschaftswachs- tum allein nicht bewältigen lassen. Die Perspektive muss um soziale Komponenten erweitert werden. Mit den Vorarlberger Arbeitneh- mer:innen gehören die wah- ren Leistungsträger:innen in den Mittelpunkt der Debatte gestellt. Das Standort-Rating präsentiert Kennzahlen für und aus dem Blickwinkel von Arbeitnehmer:innen. Pandemie, Rekordinfla- tion und Energiekrise – im diesjährigen Spotlight be- schreibt das aktuelle Stand- ort-Rating die „Krisenfolgen“ für die Vorarlberger:innen. Ein Einblick: • Zwar haben wir inzwi- schen weniger Arbeitslose als vor der Corona-Krise, doch liegt der Anteil der

Langzeitbeschäftigungslo- sen noch immer bei 17 Pro- zent. • Die Rekordinflation von 8,6 Prozent setzte 2022 ein- kommensschwache Haus- halte enorm unter Druck. In den vergangenen elf Jahren haben Eigentumspreise um fast 100 Prozent zugelegt, die Medianeinkommen dagegen stiegen um nur 33 Prozent. Horrende Mietpreise • Die um 42 Prozent gestie- genen Mietpreise werfen die Frage auf: Wie soll sich das ausgehen? Der gemeinnützi- ge Wohnungsmarkt macht in Vorarlberg nur 13,5 Prozent aus und liegt damit deutlich unter dem Österreichdurch- schnitt von knapp 24 Pro- zent und an letzter Stelle im Bundesländervergleich. Der Großteil der Vorarlberger:in- nen ist den Marktpreisen ausgeliefert, die in den ver- gangenen elf Jahren explo- diert sind. Die durchschnitt- lichen Häuser- (+73 Prozent) und Wohnungspreise (+73 Prozent) sind in den letzten sechs Jahren (2015–2021) in keinem anderen Bundesland so stark gestiegen wie in Vor-

Vorarlberger:innen im er- werbsfähigen Alter maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Im Vergleich zu 2017 entspricht das einer Verbesserung von weniger als einem Prozentpunkt. Das ist der höchste Anteil im Bundesländervergleich und eine ernstzunehmen- de Herausforderung für die steigenden Anforderungen und Ansprüche am Arbeits- markt. Gleichzeitig ist der Anteil der Lehrlinge in „Leh- re mit Matura“ in Vorarlberg mit 4,1 Prozent nach wie vor der niedrigste in Österreich.

arlberg. Mietpreise sind nur in Salzburg höher. • Nur 49,4 Prozent der be- treuten Kinder sind in einer Einrichtung, die es den Eltern erlaubt, einer Voll- zeitbeschäftigung nachzu- gehen. Das ist zwar eine Ver- besserung gegenüber dem Jahr 2016 um mehr als 15 Pro- zentpunkte, bedeutet aber immer noch nur den vierten Platz im Bundesländerver- gleich. Wenig überraschend also sind 71 Prozent der teil- zeitbeschäftigten Frauen Mütter, während es bei voll- zeitbeschäftigten Frauen nur 37 Prozent sind. Dabei würde die Erhöhung der Frauener- werbstätigkeit, vor allem in Vollzeitbeschäftigungen, in besseren Einkommensver- läufen resultieren und vor Prekarität und Altersarmut schützen. Eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Frauen, Älteren und Zu- wander:innen ist für den So- zialstaat und damit für den Wohlstand von zentraler Be- deutung. Bildungslücken • Im Jahr 2021 hatten im- mer noch 17,3 Prozent der

Volkseinkommen, in Öster- reich seit Langem rückläufig: Lag sie 1975 noch bei rund 75 Prozent, ist sie bis 2017 auf knapp 68 Prozent gesunken. Die wesentlichsten Gründe dafür waren die Intensivie- rung der Kapitalintensität der Produktion sowie die Globalisierung. Sie hat die Verhandlungsmacht der Ar- beitnehmer:innen und der Regulierungsbehörden auf nationaler und internationa- ler Ebene enorm geschwächt und gleichzeitig jene der mul- tinational agierenden Unter- nehmen erstarken lassen. Ungerechtigkeit wächst Die Ungerechtigkeit spitzt sich weiter zu. Denn auch die negativen Effekte der di- versen Krisen wie Pandemie, Ukraine-Krieg oder Teue- rung sind ungleich verteilt. Der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung lag in den Jahren 2019 bis 2021 bei 24 Prozent und war da- mit am zweithöchsten im Bundesländervergleich. Laut der letztverfügbaren Konsumerhebung der Sta- tistik Austria war 2019/20 der Anteil von Wohnen und Energie mit 25,7 Prozent ge- messen an den monatlichen Verbrauchsausgaben eben- falls der zweithöchste. Vor allem die Wohnkosten ex- plodierten, die Wohnungs- und Häuserpreise legten von 2015 bis 2021 um 73 Prozent

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Arbeiterkammer Vorarlberg

Spotlight Krisenfolgen

Arbeitsstandort Vorarlberg Standort-Rating

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Vorarlberger:innen am produktivsten im Bundes- ländervergleich

Politik und Arbeit 5

März 2023

ANDORT-RATING 2023 ch kleinere Stück Kuchens r österreichischem Durchschnitt. „Und das in einer Situation, in der ie aktuelle Teuerung noch stemmen sollen“, kritisiert AK-Präsident und fordert ausgleichende Gerechtigkeit.

(Un)Leistbarkeit eines Eigenheims in Vorarlberg ohne Erbe oder Schenkung

Nur die obersten 5 bis 10 Prozent der Einkommenshaushalte könnten sich ein durchschnitt- liches Einfamilienhaus (145 m² zu rund 780.000 Euro) leisten, wenn sie • bereits mit 25 Jahren zu den Top-Verdiener:innen gehören und für zehn Jahre jährlich 30 Prozent ihres Einkommens sparen und • dann einen Kredit mit maximaler Laufzeit (30 bis 35 Jahre) aufnehmen, um knapp unter einer Rückzahlungsquote von 40 Prozent ihres Einkommens zu bleiben. Die obersten 20 bis 25 Prozent der Einkommensverdiener:innen könnten sich unter diesen Bedingungen gerade einmal eine Durchschnittswohnung (90 m² für 503.000 Euro) finanzieren.

Der Medianhaushalt könnte sich unter denselben Bedingungen (maximale Sparquote und maximale Finanzierung) nur 70 Prozent einer Durchschnitts- wohnung finanzieren bzw. müsste über 50 Jahre strikt sparen, um überhaupt für eine Kreditfinan- zierung in Frage zu kommen.

Fazit Ohne Schenkung oder Erbe ist der Traum eines – kleinen – Eigen- heimes für über 80 Prozent der Vorarlberger:innen überhaupt nicht möglich. Sogar die Bestverdiener:innen müssen sich ein Leben lang hoch verschulden, um ein Eigenheim zu finanzieren!

Modell einer Vermögenssteuer Eine Vermögenssteuer mit einem hohen Freibetrag von zwei Millionen Euro würde nur das reichste Prozent – das sind 40.000 Haushalte – betreffen. Bis dahin wird keine Vermögens- steuer bezahlt. Allfällige Vermögenssteuern sind nur von dem Nettovermögen, das die Zwei-Millionen-Euro-Grenze übersteigt, zu bezahlen. Schulden werden abgezogen. Ab zwei Millionen Euro bis 10 Millionen Euro wird jährlich ein Prozent an Vermögenssteuern für alles, was diesen Wert übersteigt, fällig. Ein Beispiel: Horst hat ein Haus im Wert von 1,2 Millionen, eine Wohnung um 700.000 Euro und Barver- mögen von 600.000 Euro und er hat keine Schulden. Das entspricht einem Nettovermögen von 2,5 Millionen Euro. Zwei Millionen sind frei, der Steuerbetrag errechnet sich von den verbleibenden 500.000 Euro. Davon bezahlt er jährlich ein Prozent, also 5000 Euro. Eine Steuer mit Freibetrag von zwei Millionen Euro betrifft nur 40.000 Haushalte in ganz Ös- terreich, das bedeutet, nur das oberste Prozent der Vermögenden bezahlt in diesem Beispiel überhaupt Vermögenssteuern.

kürzlich erschienene Studie der österreichischen Natio- nalbank zur Insolvenzent- wicklung in Österreich zeigt, dass die staatlichen Hilfspro- gramme einerseits zu einem Anstieg der Liquidität und andererseits sogar zu einer Verbesserung der Eigenka- pitalstruktur beigetragen haben. Somit scheint es, als wären diese Maßnahmen großteils nicht für die Exis- tenzsicherung der Unterneh- men notwendig gewesen“, stellt AK-Direktor Rainer Ke- ckeis fest. Zusätzlich sind die Gewinne der Unternehmen

zu. Bis zu einem Drittel aller Haushalte in Vorarlberg sind mittlerweile durch Wohn- kosten überbelastet, die noch steigenden Strompreise werden sich erst in den kom- menden Monaten deutlich bemerkbar machen. Die Hilfsleistungen auf Bundes- und Landesebene erweisen sich als wenig treff- sicher. Viele staatliche Unter- stützungsleistungen wurden an Unternehmen ausbezahlt, dies hat sich besonders wäh- rend der Corona-Krise und auch bei den Energiekosten- zuschüssen gezeigt. „Eine

stabiler als angenommen und legten laut WIFO zu. Wer soll das bezahlen? All die staatlichen Maßnah- men müssen bezahlt wer- den. Die kürzliche Senkung der Körperschaftssteuer von 25 auf 24 Prozent im Jahr 2023 und eine weitere Sen- kung auf 23 Prozent im Jahr 2024 verschieben die Abga- benlast weiter auf die Arbeit- nehmer:innenseite. Und das, obwohl die Beschäftigten schon bisher 80 Prozent der ganzen Steuerlast geschul- tert haben.

• Horst ist nur einer von 1700 Haushalten in Vorarlberg. • 99 Prozent der Bevölkerung würden gar nichts bezahlen.

Laut Studien haben die top 10 Prozent der Vermögensverteilung eine jährliche Rendite von über 6 Prozent auf ihr Gesamtvermögen. Sie liegen damit deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung. Es ist also davon auszugehen, dass nach Abzug der Vermögenssteuer aus unse- rem Beispiel das Vermögen der reichsten Haushalte trotzdem weiter steigt, allein aufgrund der Verzinsung. Diese Variante der Vermögensteuer würde dem Staat jährlich ca. 5 Milliarden Euro bringen. Als Vergleich: Die gesamte Lohnsteuer, die alle Erwerbstätigen im Jahr 2021 bezahlt haben, betrug 30 Milliarden Euro! Eine Variante der Vermögenssteuer könnte aufkommensneutral gestaltet werden. Das be- deutet: Die gesamten Steuereinnahmen bleiben gleich und die eingenommenen 5 Milliarden Euro der Vermögenssteuer könnten anderswo entlastet werden. Beispielsweise könnten die Abgaben auf Arbeitseinkommen wie die Lohnsteuer um 5 Milliarden Euro gesenkt werden.

Den 187.700 Arbeiter:innen und Angestell- ten in Vorarlberg würde das eine jährliche Entlastung von ca. 770 Euro pro Person bringen. Während 99 Prozent der Haushal- te keine Vermögenssteuer zahlen, würde der Großteil der Haushalte in diesem Bei- spiel eine merkliche Entlastung erfahren. Die Erwerbstätigenquote in Vorarlberg liegt 2021 bei 76,2 Prozent der Erwerbs- fähigen im Alter von 15 bis 64 Jahren. Es würden also mehr als drei Viertel aller Vor- arlberger:innen im erwerbsfähigen Alter eine solche Entlastung erfahren. Bezieht man sowohl Kinder als auch Pensionist:in- nen mit ein, würde in diesem Beispiel jede:r zweite Vorarlberger:in jährlich um ca. 770 Euro steuerlich entlastet.

UMDENKEN. Die Steuer- und Abgabenlast in Österreich ist generell ungleich verteilt: Steuern auf Kapital bzw. Ver- mögen und dessen Einkom- men sind auch im internatio- nalen Vergleich sehr niedrig, dafür ist die menschliche Ar- beit hoch belastet. So waren im Jahr 2016 von 151,4 Mil- liarden Euro Steuern und Ab- gaben 80 Milliarden Euro Ar- beitnehmer:innenentgelte. Damit werden fast 81 Prozent aller Steuern und Abgaben von Arbeitnehmer:innen und Konsument:innen finanziert. Auch im Vergleich zu an- deren OECD-Staaten liegt Ös- terreich mit 1,3 Prozent des Steueraufkommens aus Ver- mögen deutlich unter dem Denn hat man bislang in Österreich über Umvertei- lung diskutiert, dann hat sich das immer nur auf den Sektor der Arbeitnehmer:innen be- zogen. Hier wurde von oben nach unten und oft auch in die umgekehrte Richtung verteilt. Nie aber wurden an- dere Geldquellen angezapft, wurden Vermögende oder reiche Erben in die Pflicht ge- nommen. Eine Vermögens- steuer mit einem hohen Frei- betrag von zwei Millionen Euro würde nur das reichste Prozent, das sind 40.000 Haushalte, betreffen. Das ak- tuelle System ist hingegen darauf ausgerichtet, Arme ärmer und Reiche reicher zu machen. Steuerlast gerecht verteilen Durchschnitt von 5,7 Prozent. Das war nicht immer so: 1965 kamen noch vier Prozent des Steueraufkommens aus Ver- mögensbesteuerung. Umdenken notwendig „Diese Entwicklungen ver- langen ein Überdenken der aktuellen Steuer- und Wirt- schaftspolitik“, fordert AK- Direktor Rainer Keckeis. So würden beispielsweise eine progressive Vermögenssteu- er und Erbschaftssteuer zur Entlastung der allermeisten Haushalte und des Budgets beitragen, Einkommen könn- ten steuerlich entlastet wer- den. Damit würde schluss- endlich auch der Kuchen gerechter verteilt.

Fazit Eine Vermögenssteuer mit Freibetrag von zwei Millionen Euro würde 99 Prozent der Vorarlberger:innen überhaupt nicht betref- fen, könnte aber bei aufkommensneutraler Umsetzung (Senkung Lohnsteuer) eine Lohnsteuerentlastung von ca. 770 Euro jährlich für alle erwerbstätigen Personen in Vorarlberg bringen – das sind über 76 Prozent aller Personen im erwerbsfähigen Alter!

6 Soziales und Bildung 

März 2023

WEIBERKRAM von Univ.-Prof. Irene Dyk-Ploss

Töchterschicksal Zwei Monate liegen zwischen dem internationalen Frauentag und Muttertag – Zeit genug, über ein weltweites Phänomen nachzudenken: die bewusste Benachteiligung von Mädchen. In manchen asiatischen Ländern werden sie, weil weniger er- wünscht als Söhne, abgetrieben, in anderen Kulturen zumindest kürzer gestillt und schlechter ge- sundheitlich versorgt. Gibt es bei uns nicht? Eine aktuelle Studie der Uni Linz zeigt, dass Familien, in denen das erste Kind ein Bub ist, insgesamt weniger Kinder bekommen als solche, in denen nach einem erstgeborenen Mäd- chen noch auf einen „Stammhal- ter“ gehofft wird. Ehen mit einem Sohn als erstem Kind werden seltener geschieden, u. a. weil sich Väter bei der Kinderbetreu- ung stärker einbringen – um 3,5 Stunden länger als bei Töchtern. Unnötig zu betonen, dass Mütter sich Buben und Mädchen im selben Ausmaß widmen … Man lernt als Frau offensichtlich sehr früh, die zweite Geige zu spielen, und findet sich auch in Beruf und Politik mit den Rängen hin- ter den Alpha-Männern ab. ▸ E-Mail: Irene.Dyk-Ploss@jku.at

AK und Bregenzer Festspiele bieten in ihrer Kooperation AK-Mitgliedern und deren Familien über 3000 Karten um 22,5 Prozent ermäßigt an – Aktionscodes können ab 1. April bis Ende Mai eingelöst werden Über 3000 vergünstigte Karten zu den Festspielen für AK-Mitglieder Rund 167.000 Menschen sahen allein die Puccini-Oper „Madame Butterfly“ im vergangenen Jahr auf der Bregenzer Seebühne. Die ergreifende Geschichte der Cio-Cio-San platziert Bühnenbildner Michael Levine auf einem Blatt Papier, das im Wasser treibt.

KULTUR. „Kulturelle Teilhabe ist so wichtig“, unterstreicht AK-Präsident Bernhard Heinzle. „Sie muss ver- lässlich allen zugänglich sein.“ Des- halb freut sich die AK, dass sie heuer in der gemeinsamen Kartenaktion mit den Bregenzer Festspielen den AK-Mitgliedern und ihren Fami- lien mehr als 3000 Eintrittskarten für Opern, Konzerte und Theater um 22,5 Prozent ermäßigt anbieten kann. Nachdem wir gelernt haben, mit der Corona-Pandemie zu leben, müssen die Karten heuer nicht mehr personalisiert gekauft werden. „Sie können sich in Ruhe überlegen, wen Sie zu den Bregenzer Festspielen mitnehmen wollen, und brauchen die Namen nicht mehr schon beim Kauf bekanntzugeben“, betonen die Verantwortlichen. Ansonsten funk- tioniert der Zugang online, wie sich das bereits bewährt hat. Damit AK-Mitglieder und ihre Familien problemlos zu den ver- günstigten Karten kommen, haben sich AK und Festspiele die Arbeit geteilt: Auf der AK-Website kön- nen Interessierte unter www.ak-­ vorarlberg.at/festspiele ab 1. Ap- ril die Veranstaltungen auswählen. Die AK schickt Ihnen dann per Mail pro Eintrittskarte einen Aktions- code zu. Bei den Bregenzer Fest- spielen können Sie danach online die gewünschten Sitzplätze wählen und die Aktionscodes einzeln ein- lösen oder direkt telefonisch unter 05574/407-6 bzw. an der Tageskasse der Bregenzer Festspiele die Karten kaufen. „Butterfly“ und „Ernani“ Die Festspiele bringen heuer zum zweiten Mal mit Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ die unglück- liche Liebesgeschichte der japani-

2

schen Geisha Cio-Cio-San und des amerikanischen Marineleutnants Pinkerton auf die Seebühne, eine der populärsten Opern weltweit. Die Oper im Haus hat Giuseppe Verdi komponiert: „Ernani“ ist ein packendes Drama um Liebe und Ra- che. Die Orchesterkonzerte finden ihren Schwerpunkt heuer in der Musik der Jahrhundertwende. Auch die Wiener Symphoniker sind 1900 gegründet worden, deshalb zählen die Werke von Maurice Ravel, Jean Sibelius und Richard Strauss zu ihrer künstlerischen DNA. Mit Stü- cken der Komponistinnen Florence Price und Grażyna Bacewicz betritt

So kommen Sie online zu Karten • Gehen Sie im Internet bitte auf www.ak-vorarlberg.at/festspiele • Wählen Sie die gewünschte Aufführung, Kategorie und Karten-Anzahl (pro Aufführung maximal vier) aus. • Füllen Sie dann das Formular komplett aus und kli- cken Sie auf „Abschicken“. • Per Mail erhalten Sie von Ihrer AK nun die Aktions- codes, die Sie bei den Festspielen telefonisch oder online einlösen können. • Bei Online-Einlösung: Bitte öffnen Sie die Website https://bregenzerfestspiele.com und wählen Sie die gewünschten Karten. Über den Sitzplan können Sie die Plätze Ihrer Kategorie auswählen. • Auf der letzten Seite tragen Sie bitte Ihren Aktions- code, den Sie von der AK erhalten haben, in das ent- sprechende Feld ein und bestätigen mit dem Button daneben. Wenn Sie mehrere Karten kaufen, müssen Sie die Aktionscodes einzeln eintragen und bestätigen. Sie sehen dann, wie sich die einzelnen Preise verringern, ehe Sie den Kauf abschließen, per Kreditkarte zahlen oder den Betrag überweisen.

Welcher dieser EFTA- Staaten hat noch nie einen Antrag auf Bei- tritt zur EU gestellt? ● Liechtenstein ● Island ● Schweiz ● Norwegen

das Orchester heuer Neuland. Spannende Kooperationen

Auflösung Seite 16

Im Auftrag der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, gestaltet die Music- banda Franui den Musiktheater- abend „Die schöne Müllerin“. „The Faggots and Their Friends Between Revolutions“ ist ein Auftragswerk der Factory International, des Festi- val d’Aix-en-Provence, der Bregen- zer Festspiele und der NYU Skirball. Der argentinische Komponist Fabi- án Panisello hat 2023 die Oper „Die Judith von Shimoda“ geschrieben. Die Oper „Werther“ von Jules Masse- net wird im Theater am Kornmarkt aufgeführt. Dort wird auch „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist über die Bühne gehen. Für all diese Veranstaltungen gibt es von der AK heuer Aktions- codes. Somit steht einem Besuch der Bregenzer Festspiele 2023 zu deut- lich vergünstigten Preisen nichts mehr im Wege, freut sich AK-Präsi- dent Bernhard Heinzle.

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Mit dem Newsletter der AK Vorarlberg erhältst du nützli- che Informationen direkt aufs Handy. Und das gratis. Wie? Wo? ▸ vbg.arbeiterkammer.at

▸ Ihre Karten können Sie über www.ak-vor- arlberg.at/festspiele buchen.

Schaffarei 7

März 2023



Was nachhaltig wirklich bedeutet Die dritte Exkursion „GutePraxis“ der Schaffarei führte zu zwei Betrieben, in denen Gemeinwohl-Ökonomie gelebt wird: zu VAUDE bei Tettnang und zur „einfach Möbel“-Tischlerei Paul Brotzge in Hard.

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Halbjahr #04 Das Haus für Arbeitskultur Widnau 10, Feldkirch

EXKURSION. Seine Anfänge nahm VAUDE 1974 als Ein-Mann-Betrieb mit dem Vertrieb von Bergsport- Ausrüstung und der Produktion von Rucksäcken. Heute beschäftigt das Unternehmen 650 Mitarbeiten- de und stellt eine breite Palette an Outdoor-Bekleidung und textiler Ausrüstung her. Seit 2009 führt Antje von Dewitz, Tochter des heute 80-jährigen Gründers Albrecht von Dewitz, das Unternehmen. Die überzeugte Gemeinwohl- Ökonomin setzt sich nicht nur im eigenen Haus, sondern in der gan- zen Branche aktiv für diese Wirt- schaftsform ein. Gerade in der Textilindustrie, die als eine der um- weltschädlichsten gilt, sei es jedoch eine besondere Herausforderung, „die Dinge anders anzugehen“, be- richtet Miriam Schilling, Head of Human Ressources. Menschenwür- de, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidungs- möglichkeiten nach innen und nach außen sind die Werte, an denen sich

work

life

4 9.3. – 11.4.23 Museum des Wandels: Drucker Ferdinand Hagspiel – Eine Branche unter Druck Ferdi Hagspiel erzählt, wie er als Drucker zahlreiche technische Entwicklungen der verschie- densten analogen Druckverfah- ren bis zu seiner Umschulung kurz vor der Pensionierung erlebt hat. Ausstellung im Foyer der AK Vorarlberg in Feldkirch / MO – FR, 9 – 18 Uhr

17.4.23, 19:30 Uhr Wirtschaft ist Care – eine zukunftsfähige Vision / Vortrag von Ina Praetorius Die Mitbegründerin der Initiative „Wirtschaft ist Care“ erläutert, was mit einer Wirtschaft gemeint ist, die das Gemeinwohl und eine menschenfreundliche Arbeitskultur ins Zentrum rückt. 18.4. / 17.5. / 13.6. / 18.7. / 22.8. / 7.9. / 10.10.23 / jeweils 17 Uhr Wirtschaft ist Care – (K)ein Spaziergang Der Stationenweg „Wirtschaft ist Care“ ist ein geführter Stadtrundgang durch Feldkirch. Dabei erkunden wir anhand ausgewählter Orte, was Wirtschaft ist und wie wir sie einsetzen können, damit es Menschen besser geht. Welchen Stellenwert hat die Arbeit dabei? Den Teilnehmenden eröffnet sich ein ungewohnter, durchaus visionärer Blick auf vermeintlich Bekanntes.

Heute beschäftigt VAUDE 650 Mitarbeitende und stellt eine breite Palette an Outdoor-Bekleidung und textiler Ausrüstung her.

VAUDE dabei orientiert. Produktion in Vietnam

Dennoch, und das mag überraschen: Ein Großteil der VAUDE-Produkte wird in Vietnam hergestellt. Faire Löhne und Arbeitsbedingungen, saubere Produktionsschritte und umweltfreundliche Materialien sei- en für das Unternehmen jedoch auch dort Pflicht, so Miriam Schilling. Als Mitglied der Fair Wear Foundation schule VAUDE seine Produzenten und Zulieferer in Chemikalien- und Ressourcenmanagement und ver- pflichte auch sich selbst zu hohen Umwelt- und Sozialstandards. 2022 habe bereits die Hälfte aller Produk- te überwiegend aus recycelten oder biobasierten Materialien bestanden. Darüber hinaus sei das Design der Produkte auf eine möglichst lange Nutzungsdauer ausgelegt. Was ka- putt gehe, könne in der hauseigenen Werkstatt repariert oder durch Up- cycling wiederverwendet werden. Wo beides nicht mehr geht, werde

4.4.23, 12 Uhr Mittagessen mit meinem

Traumjob: Sportwissenschaftle- rin & Physiotherapeutin / Kuche Sarah Abs ist Sportwissen- schaftlerin und Physiotherapeu- tin.

zweijährigen Weltreise mit seiner Frau Elisabeth einstieg. Doch auch Engel gehen irgendwann in den Ru- hestand, und so führen die Brotzges den Betrieb seit Anfang des Jahres alleine weiter. Ihnen zur Seite steht heute ein Team aus drei Mitarbei- tenden: die Gesellen Janine und Walter sowie Lehrling Carola. Den Wunsch, nachhaltige Möbel herzustellen, brachten die Brotzges schon von ihrer Reise mit. Langle- big sollten sie sein, möglichst ein- fach und doch formschön – eben „einfach Möbel“. Bis sie sich jedoch trauten, ihren Fokus ganz auf Voll- holz zu legen, vergingen noch einige Jahre. 2011 hörten sie einen Vortrag von Christian Felber, dem Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewe- gung, und waren sofort angetan von dem Gedanken, ihr Schaffen nach diesem Wirtschaftsmodell auszu- richten. Mit Unterstützung von pro- fessionellen Prozess-Begleitern und einer Peer-Group entstand bereits 2012 die erste Gemeinwohl-Bilanz – und auch die Positionierung des Unternehmens schärfte sich. Eine Erleichterung, wie Elisabeth Brotzge rückblickend findet. Die Kommu- nikation sei dadurch viel einfacher geworden. Auch die Angst, durch eine klare Position möglicherweise Kund:innen zu verlieren, sei völlig unbegründet gewesen. Heute stellt die kleine Tischlerei neben Auftragsarbeiten wie Holzkü- chen auch eine eigene Mini-Serie an Kleinmöbeln her. Jedes Jahr wächst die „einfach Möbel“-Serie aus Klei- Der Austausch und Informatio- nen aus erster Hand machen die Exkursionen so wertvoll.

Alle Veranstaltungen finden in der Schaffarei und in der AK Vorarlberg in Feldkirch, Widnau 10, statt / Eintritt frei / Detailliertes Programm und Informationen zu den Formaten auf: schaffarei.at

derständer, Diener, Tischen und Ho- ckern um ein Design. Ein eigenes Bio-Restaurant kön- nen sie ihren Mitarbeiter:innen lei- der nicht bieten, erklärt Paul Brotz- ge schmunzelnd. Bei ihnen seien es eben die kleinen Dinge, die einen Unterschied machen. Wie etwa die „Powerbank“ in der Werkstatt: ein Regal, auf dem Nüsse, Trocken- früchte und andere gesunde Snacks jederzeit zur freien Entnahme be- reitstünden. Um den Arbeitsweg mit dem Rad möglichst attraktiv zu machen, übernimmt das Unter- nehmen die Wartungskosten. Für Termine ohne Werkzeug steht ein Klapprad zur Verfügung. Und an Ge- burtstagen bekommt jede:r Mitar- beiter:in einen halben Tag frei, sagt Paul Brotzge. So sieht eine echte Powerbank aus: mit Nüssen und Trocken- früchten zur freien Entnahme. ▸ Alle Veranstaltungen und weitere Exkursionen unter schaffarei.at

13.4.23, 18:30 Uhr Firobad Erzählcafé / Schaffarei OG3

schaffarei.at Ein Projekt der Arbeiter- kammer Vorarlberg

In dieser Branche ließ der Wandel keinen Stein auf dem anderen

ERÖFFNET. Es ist das kleinste Museum, aber es hat viel zu erzäh- len. Vor zahlreichen Gästen hat Ku- ratorin Michaela Feurstein-Prasser die neue Ausstellung im „Museum des Wandels“ eröffnet. Da dreht sich alles um die schwarze Kunst: Ferdinand Hagspiel war Drucker von Beruf. In seiner Lebenserzäh- lung, die Besucher:innen der AK im Foyer sehen und hören können,

▸ Ausstellung „Drucker Ferdinand Hagspiel – eine Branche unter Druck“, 9.3.–11.4., Mo bis Fr, 9–18 Uhr, Foyer der AK Vorarlberg, Feldkirch. Anmeldung unter schaffarei.at tritt eine Branche zutage, die sich in kurzer Zeit immens verändert hat. Wie es ihm da ergangen ist? „Probleme sind dazu da, dass man sie meistert.“

umweltschonend recycelt. Work-Life-Sport-Balance

Am VAUDE-Campus in Tettnang stehen den rund 200 Mitarbeiten- den vor Ort unter anderem eine begrünte Pausenzone und diverse Sportmöglichkeiten, ein Fahrrad- Parkhaus sowie das VAUDE-Kin- derhaus zur Verfügung. Die Kinder- betreuung vor Ort, Teilzeitmodelle und Homeoffice sollen es Eltern ein- facher machen, Beruf und Familie zu vereinen. Der Standort in Oberei- senbach ist seit 2012 klimaneutral. „einfach Möbel“ In Hard erwartete Tischlermeister Paul Brotzge die 25 Exkursionsteil- nehmer:innen. Gegründet wurde die Tischlerei „Engel & Brotzge“, wie sie damals hieß, im Jahr 2000. Wil- fried Engel hatte bereits einen klei- nen Betrieb, in den Paul nach einer

Auch eine Ansage, gesehen bei VAUDE im benachbarten Tettnang

Im Gespräch mit Michaela Feurstein-Prasser gewährte Ferdi- nand Hagspiel Einblicke in längst vergangene Berufswelten.

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www.ak-vorarlberg.at

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