Politik und Arbeit 5
September 2023
Dem Land fehlen die Lehrer:innen. Dr. Anne Frey erklärt, was die PH Vorarl- berg dagegen unternimmt. Das ganze Interview gibt es online im Blog. „Sollten uns bewusst machen, wie wichtig Lehrer:innen sind!“
Lehrermangel ist das Thema der Stunde – und das nicht erst seit gestern. Wie ist die Lage an der Pä- dagogischen Hochschule Vorarlberg (PHV)? Spüren Sie es an den Bewer- ber- und Studierendenzahlen? Anne Frey: Nein, wir verzeichnen keinen Rückgang der Studierenden- zahlen. Die sind bei uns konstant, sowohl in der Primar-, als auch in der Sekundarstufe. Wir haben in den letzten Jahren sogar zusätzli- che Angebote geschaffen. Etwa ein Primarstufenstudium mit erhöhten Fernstudienanteilen, das wir in Ko- operation mit der PH Oberösterreich anbieten. Damit erreichen wir eine neue Personengruppe: Menschen, die über 25 Jahre alt sind, bereits eine Berufsausbildung haben und in der Regel auch arbeiten. Dabei sind 40 Prozent Präsenzanteil in der Hoch- schule, der Rest sind Online-Kurse. Wie kommt dieses Angebot an? Anne Frey: Sehr gut! Wir haben im ersten Jahr bereits eine ganze Semi- nargruppe mit etwa 25 Personen voll und der Zulauf ist so groß, dass wir es in diesem Jahr nochmal für eine zweite Kohorte anbieten. Das ist ein Weg, dem Lehrermangel zu begegnen. Was unternimmt die PHV noch? Anne Frey: Der zweite Weg ist der Quereinstieg. Im vergangenen Jahr Jahr war der entsprechende Hoch- schullehrgang sehr nachgefragt und auch dieses Jahr sind bereits etliche Anmeldungen vorhanden.
Einige Menschen haben Vorurteile gegenüber diesen Quereinsteigern und befürchten etwa, dass die Lehr- qualität leidet. Wie sehen Sie das? Anne Frey: Die Quereinsteiger haben ja bereits ein abgeschlosse- nes Studium, sind also inhaltlich ausgebildet. Bei uns lernen sie die pädagogischen und didaktischen Grundlagen. Insofern sehe ich da kein Risiko für die Lehrqualität – zu- mindest nicht, wenn man den Hoch- schullehrgang Quereinstieg besucht. Gibt es bereits Rückmeldungen von Personen, die über den Quereinstieg in den Beruf gekommen sind? Anne Frey: Ja, sehr positive. Sie sind zufrieden mit ihrer Entscheidung und kommen in der Klasse zurecht. Wir haben ja erst eine Gruppe im Ein- satz, aber bei der funktioniert es gut. Größere Probleme sehe ich darin, dass einige Studierende zu früh an- fangen, als Lehrpersonen zu arbeiten. Wie kommt es dazu Anne Frey: Kurz gesagt, durch den Lehrermangel. Den Schulen fehlt Personal. Wenn dann Studierende für das Praktikum an eine Schule ge- hen, wird oft gefragt: Magst du nicht direkt weitermachen und hier an der Schule arbeiten? Oder sie werden ge- fragt, ob sie zwei, drei Stunden aus- helfen könnten und aus diesen zwei, drei Stunden wird allmählich immer mehr.
kommen Hilfe und die Studierenden sammeln Praxiserfahrung? Anne Frey: Eine fast gefährliche Annahme, denn sie sind noch nicht fertig ausgebildet. Zudem ist es be- wusst ein akademisches Studium, das Grundlagen schafft etwa für den Umgang mit Heterogenität, gesell- schaftlichen Herausforderungen, entwicklungspsychologischen The- men. Wenn Studierende diese Inhal- te wegen ihrer frühen Lehrtätigkeit nicht voll aufnehmen können, gehen viele wissenschaftliche und pädago- gische Inhalte verloren. Darin sehe ich ein großes Problem für deren berufliche Zukunft und auch für die Bildung der Schüler:innen. Sind sich Schulen und Land dieses Problems bewusst? Anne Frey: Ja, wir sind da bereits mit der Bildungsdirektion im Dialog, um unsere Studieren- den länger an der Hochschule zu halten. Das ist natürlich auch das Ziel der Bildungsdirektion, zumal die Folgen dieses verfrüh- ten Starts in den Lehrberuf noch gar nicht abzusehen sind: vielleicht Burnout, Unzufriedenheit mit dem Beruf oder schlechte Qualität des Unterrichts. ▸ Was Anne Frey zur Plakatkampa - gne im Burgenland, zu Angriffen auf
Lehrer:innen und den Gehaltsunter- schied zur Schweiz sagt, gibt es online im ganzen Interview auf dem AK Blog.
Als Vizerektorin für Lehre und Unterrichtsforschung weiß Dr. Anne Frey genau, wo es in Sachen Schule in Vorarlberg hapert.
Man könnte meinen, das sei ja gar nicht so schlecht: Die Schulen be-
Was kostet Schule? BILDUNG. Füllhalter, Bleistifte, Buntstifte, Lineal, Federmappe, Hef- te, Schultasche … – wohl jede:r, der ein Schulkind hat, kennt den mul- migen Blick in die Geldtasche, wenn das neue Schuljahr ansteht. Die AK interessiert, wie viel El- Eltern ihre Ausgaben erfassen kön- nen. Die Ergebnisse werden wissen- schaftlich ausgewertet, analysiert und in einem Forschungsbericht veröffentlicht. Den Teilnehmenden winken monatlich Gewinne. Die AK und SORA erforschen die Ausgaben für Bildung. Jetzt bei der AK Schulkostenstudie mitmachen!
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