AKtion September 2023

2 Meinung und Schaffarei 

September 2023

„Feiert und Drei Abende lang wurde beim Schaffarei-Festival getanzt, gesungen und gefeiert – und das kostenlos. In Zeiten hoher Teuerung machte die AK Vorarlberg damit Kultur für alle möglich.

LEITARTIKEL Prüfen statt Angst schüren „Die Pensionen sind nicht sicher.“ „In ein paar Jahren wird es bei den Pensionen eng.“ „Das Pensionsysstem stürzt in sich zusam- men.“ – Schlagzeilen wie diese schreien einem dieser Tage von so mancher Zeitungsseite entgegen. Sie mögen sich vielleicht gut verkaufen, doch was sie bei den Betroffenen, den Pensio- nist:innen im Land, verursachen, das scheint so manchem und mancher Verfasser:in nicht klar zu sein. Kürzlich erreichte mich die Zuschrift eines Vorarlberger Pensionisten. Sein Leben lang, von seiner Jugendzeit bis zu seinem Lebensabend, habe der Mann gebuckelt, schrieb er. In den 1950er-Jahren habe er das Land nach dem Krieg wieder mitaufgebaut – er und seine ganze Generation. Und dieser Generation werde nun vorgeworfen, zu teuer zu sein, , Viel wichtiger ist, wer bei der Pension mitzahlt – und wer nur Nutznießer ist. Eva King Direktorin der AK Vorarlberg die heutige Generation zu viel Geld zu kosten, unverschämt viel zu fordern. Sie solle schuld sein, dass ihre eigenen Kinder und Enkel den Gürtel enger schnallen müssen. Was das in einem Menschen auslöst, der immer seinen Beitrag geleistet hat und für seine Familie nur das Beste will, mag man sich gar nicht vorstel- len. Und auch die Gesellschaft ist von solchen Horrorschlagzeilen betroffen: Nur mehr jede:r Vierte glaubt noch an das Pensionsys- tem, ergab unlängst eine Umfrage. Was bedeutet das im Umkehr- schluss? Dass die Menschen Angst vor dem Alter haben, Angst um die eigene Existenz. Dabei gibt es dafür gar keinen Grund: Die Pensionen sind sicher. Punkt. Ökonomische Berechnungen belegen das, Expert:innen bestätigen es wieder und wieder. Viel wichtiger wäre der Blick da- rauf, wer bei der Pension mitzahlt – und wer nur Nutznießer ist: Der größte Teil aus dem Pensionstopf fließt an die Beamt:innen und Landwirt:innen, die Arbeiter:innen hingegen zahlen sich ihre Pensionen praktisch selbst. Vielleicht sollte es darüber einmal eine Schlagzeile geben.

auch heuer wieder ein großes, far- benfrohes Event mit coolen Leuten aller Generationen und Zeugnis für die Vielfalt und den Style der Vorarlberger Arbeitnehmer:innen. Es ist ein Symbol für den Erfolg der arbeitenden Menschen und dafür, was sie alles geschafft haben“, fasst AK Direktorin Eva King zusam- men. Die Arbeitnehmer:innen als große Bevölkerungsgruppe in Vor- arlberg wollen schließlich nicht nur arbeiten, sondern auch ein gutes Leben – und darauf haben sie ein Recht, so die Direktorin der Arbeiterkammer.

„Blond, Dub FX, Buntspecht, Euroteuro, Puma Orchestra, Chi- mango, Frinc und die George Nussbaumer Band – die Bands und Künstler:innen haben alles gegeben, um den Gästen unver- gessliche Abende zu bieten“, fasst King zusammen. „Ihnen und den Helfer:innen, die dieses tolle Fest möglich gemacht haben, gebührt ein großes Dankeschön.“ ▸ Alle Fotos,

Insgesamt feierten von von Don- nerstag bis Samstag (7.–9. Sep- tember) ganze 6360 Gäste mit der Schaffarei. „Ein ausgelassenes, harmonisches und einfach groß- artiges Fest – schöner hätten wir uns das diesjährige Schaffarei- Festival nicht wünschen können“, ist AK Präsident Bernhard Heinz- le begeistert. Mit dem Festival kommt die AK als Gemeinschaft aller Arbeitnehmer:innen ihrem Kulturauftrag nach und zeigt, dass sie nicht nur für das Thema Arbeit zuständig ist. „Das Schaffarei-Festival war

Videos und Interviews gibt es online auf dem Blog

▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at

GASTKOMMENTAR Impuls für Handwerkskultur Handwerk bedeutet für mich, die Fähigkeit und das Können zu be- sitzen, sich umfassend und ganzheitlich mit einer Aufgaben- bzw. Problemstellung hinsichtlich eines Materials bzw. einem Gewerk zu befassen, um dann mit seinen eigenen Händen und seiner ge- schulten Erfahrung eine gute Lösung aus einem Guss herstellen zu können. Handwerk wird immer wichtig bleiben, weil gerade in Zeiten von immer komplexer werdenden Arbeitsprozessen auf der industriellen Seite gerade die Fähigkeit einer universellen Einsatz- fähigkeit einer Arbeitskraft aus dem geschulten Handwerk Lösun- gen bringen kann, die die komplexen Aufgaben aus der modernen Arbeitswelt brauchen. , Handwerk bleibt immer wichtig, weil es Lösungen für die immer komplexeren Aufgaben bringt. Cornel Hess Geschäftsführer des Werkraum Bregenzerwald Handwerk+Form ist einer der bedeutendsten Gestaltungswett- bewerbe im Handwerk. Er wurde 1991 auf Anregung des Handwer- kervereins Andelsbuch zusammen mit dem Grafik-Designer Harry Metzler gegründet. Seit dem Jahr 2000 schreibt der Werkraum Bregenzerwald den Wettbewerb im Dreijahresrhythmus aus. Als wichtiger Impulsgeber für die regionale Handwerkskultur forciert er den Austausch von Bregenzerwälder Handwerksbetrieben mit gestaltungskompetenten Menschen aus dem In- und Ausland. Handwerk+Form hat das Ziel, auch den Austausch zwischen Handwerker:innen verschiedener Gewerke zu intensivieren und die fachübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Das vom Schweizer Architekten Peter Zumthor geplante Werkraum-Haus in Andelsbuch wird während der beiden Veranstaltungswochen- enden zum besonders geschmückten Festsaal mit durchgängiger Bewirtung, das über 8000 interessierte Menschen anzieht. ▸ Bei Handwerk+Form werden vom 13. bis zum 22. Oktober rund 80 innovative Objekte von über 35 Handwerksbetrieben aus dem Bregenzerwald gezeigt. Mehr Infos: werkraum.at

Chimango Du kommst aus Argentinien. Ist die Arbeits- kultur dort anders als in Österreich? Ich den- ke, Arbeit ist überall auf der Welt gleich. Egal ob in Argentinien, in Indien oder in Österreich – man arbeitet, um seinen Lebensunterhalt zu verdie- nen und um etwas zur Gesellschaft beizutragen. Deshalb mag ich auch den Gedanken hinter dem Schaffarei-Festival: Es ist spannend, wie Arbeit uns prägt und wie sie sich fortlaufend weiterentwickelt.

George Nussbaumer Band Das Symbol des Festivals ist die Biene. Wel- che Rolle hättest du im Bienenstock? Oje, auf jeden Fall wär ich ein Teamarbeiter. Nie im Leben wäre ich die Königin! Ich bin nämlich im Grunde ein sehr fauler Mensch und muss getrieben wer- den. Gott sei Dank gab es in meinem Leben immer Leute, die gesagt haben: Gib nicht auf! Ich halte es mit Randy Newman, der sagte: Wenn ich eine Idee habe, versuche ich, sie gleich wieder zu vergessen.

SOMMERENDE. Meine Freundin und ich sind heute hier, um Blond zu sehen und uns einen

ERFÜLLT. Ich arbei- te in einer Tierarzt- praxis und liebe meinen Job – für mich fühlt es sich des-

OFT ZU GAST. Ich bin heuer zum ers- ten Mal beim Schaf- farei-Festival und bin mir schon heute,

fantastischen Sommerabschluss zu gönnen. Der markiert für mich auch den Start in einen neuen Job. Auf den freue ich mich schon sehr, auch weil ich endlich einen Kol- lektivvertrag und deshalb bessere

am ersten Abend, sicher: eine coole Veranstaltung, die ich wieder be- suchen werde! Überhaupt bin ich regelmäßig bei der AK: Ich besuche das Sprachencafé, nutze die Biblio- thek und war auch schon bei Vorträ- gen der Reihe „Wissen fürs Leben“. Pavol (36), aus Nenzing

halb oft gar nicht wie Arbeit an. Es gibt doch nichts Besseres, als einen Job zu machen, der einen voll und ganz erfüllt. Ich würde mir wün- schen, dass jede:r für sich so eine Stelle findet, aber ich weiß auch, dass das nicht immer so leicht ist. Tina (37), aus Bregenz

Arbeitsbedingungen habe. Ina (32), aus Lauterach

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