AKtion November 2024

4 Arbeitsrecht 

November 2024

Alarmierend: 60 Prozent gehen krank zur Arbeit

Die neuesten Ergebnisse des AK Arbeitsklima-Index zeigen, dass mehr als die Hälfte der österreichischen Beschäftigten auch krank zur Arbeit geht – ein alar- mierender Höchststand seit Beginn der Erhebung 2008. Die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen muss im Vordergrund stehen, fordert AK Präsident Heinzle.

führt AK Präsident Bernhard Heinz- le aus: „Die Unternehmen müssen klare Vertretungsregelungen ent- wickeln und eine Kultur schaffen, in der Kranksein kein Tabuthema ist. Ein betriebliches Gesundheits- management kann zudem bereits vorbeugend vor Personalausfällen durch Krankheiten schützen.“ Der AK Arbeitsklima-Index ba- siert auf einer jährlichen Befragung von rund 4.000 Beschäftigten und wird regelmäßig von der Arbeiter- kammer Oberösterreich in Zusam- menarbeit mit den Forschungs- instituten IFES und FORESIGHT erhoben.

rend 80 Prozent der Beschäftigten, die sich zu Hause auskurieren, ihre Gesundheit als „gut“ oder „sehr gut“ einschätzen, trifft dies nur auf 60 Prozent derjenigen zu, die krank zur Arbeit gehen. Auch die Zukunfts- aussichten dieser Gruppe sind pes- simistischer: 40 Prozent zweifeln daran, bis zur Pension durchhalten zu können. Auffallend ist auch, dass sich diese präsentistischen Mitarbei- ter:innen besonders unter Druck fühlen. So gaben 37 Prozent der krank Arbeitenden an, stark oder sogar sehr stark unter Zeitdruck zu leiden. Unter den Befragten, die bei einer Erkrankung nicht arbeiten, ga- ben das nur 20 Prozent an. Homeoffice – Fluch oder Segen? Interessanterweise verstärkt das Homeoffice diesen Trend noch: 61

Prozent der Beschäftigten mit Ho- meoffice-Möglichkeit arbeiten auch im Krankheitsfall, im Vergleich zu 53 Prozent ohne diese Option. „Diese Zahlen sind ein Weckruf“, stellt AK Präsident Bernhard Heinz- le klar. „Die Gesundheit der Arbeit-

nehmer:innen hat oberste Priorität. Wer krank ist, muss sich ohne schlechtes Gewis- sen auskurieren können. Am Ende ist das für alle das

GESUNDHEIT. Die jüngsten Ergeb- nisse des AK Arbeitsklima-Index zeichnen ein beunruhigendes Bild der österreichischen Arbeitswelt: Fast 60 Prozent der Beschäftigten gehen auch dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. Ein Rekordwert seit Beginn der Erhebungen 2008, der uns alle zum Nachdenken bringen sollte. Warum krank zur Arbeit? Die Gründe für dieses Verhalten sind vielschichtig. An erster Stelle steht mit 55 Prozent das Pflichtgefühl

gegenüber den Kolleg:innen. Beson- ders Frauen (60 Prozent) möchten ihre Teammitglieder nicht im Stich lassen. Vier von zehn Beschäftigten sorgen sich zudem, dass ihre Arbeit sonst liegen bleibt. Fast ein Drittel gibt an, keine Vertretung zu haben. Diese Zahlen sind besonders in den Branchen Gesundheit, Soziales und Einzelhandel besorgniserregend hoch. Gravierende Gesundheitsfolgen Die Auswirkungen dieses „Präsentis- mus“ sind deutlich messbar: Wäh-

B. Heinzle

Richtige, denn nur gesunde und zu- friedene Beschäftigte sind langfris- tig leistungsfähig.“ Arbeitgeber:innen in der Pflicht Alle Vernunft der Arbeitnehmer:in- nen bringt aber nichts, wenn die At- mosphäre im Betrieb nicht stimmt,

▸ Die AK Expert:innen helfen gern bei allen Fragen zu Krankheit und Arbeit weiter.

Wahr oder falsch? Welche Krankenstandsmythen tatsächlich stimmen – und welche nicht

Ist man krank, muss man das dem:der Chef:in sofort melden und auch verraten, woran man leidet – oder? Die Arbeitsrechtsexpert:innen der AK Vorarlberg verraten, was beim Krankenstand wirklich gilt.

zu machen. Frage im Zweifelsfall deinen Arzt oder deine Ärztin.

Krankschreibung erst später, zum Beispiel ab dem zweiten oder dritten Tag. Frag am besten nach, was in dei- nem Betrieb üblich ist. Diagnose mitteilen? Falsch! Du bist nicht verpflichtet, deiner:m Arbeitgeber:in mitzuteilen, woran du leidest. Die ärztliche Diagnose ist deine Privatsache. Solange die Ar- beitsunfähigkeit attestiert ist, musst du keine Details offenlegen. Daheim bleiben? Muss nicht sein! Im Krankenstand darfst du nicht einfach nach draußen gehen, wie du möchtest. Die Regel lautet: Tu nichts, was deine Genesung behin-

dern könnte. Bei leichteren Erkran- kungen wie einer Erkältung ist es in Ordnung, wenn du für einen Arzt- besuch oder Einkäufe nach draußen gehst. Bei anderen Krankheiten kann es sogar gesundheitsfördernd sein, Bewegung an der frischen Luft

▸ Vier weitere Fakten rund um das Thema Krankschreibung gibt es online auf dem AK Blog.

ARBEITSRECHT. Krank im Job – das ist immer unangenehm. Viele Arbeitnehmer:innen sind zudem verunsichert, wenn es um ihre Rech- te und Pflichten im Krankheitsfall geht. Die AK Vorarlberg räumt daher mit den gängigsten Irrtümern auf. Sofort melden? Stimmt! Du musst deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin unverzüglich

mitteilen, wenn du krank bist und nicht zur Arbeit kommen kannst. Diese Regel gilt immer, unabhängig davon, ob später eine ärztliche Be- stätigung verlangt wird oder nicht. Sofort zum Arzt? Jein! In den meisten Fällen musst du nicht zwingend am ersten Krank- heitstag zum Arzt. Viele Unterneh- men verlangen die Vorlage einer

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