2 Meinung und Schaffarei
September 2021
Leitartikel Angst vormehr Transparenz Die EU-Kommissiongilt gemeinhinnicht gerade alsHort sozialis- tischer Ideen. Umsomehr erstaunt ihr jüngster Vorstoß fürmehr Transparenz bei der Erfassung vonVermögenswerten. Umgegen Geldwäsche undSteuerbetrug effizienter vorgehen zukönnen, möchte sie einRegister einführen, indemalle nennenswertenVermögenwie Stiftungen, Trusts,Wertpapiere, ImmobilienundGold etc. aufgelistet sind.Wer nunglaubt, dass dieser an sich vernünftigeVorschlagauf großeGegenliebe bei unserengewähltenEU-Parlamentariern stößt, sieht sich schwer enttäuscht. Sowohl der FPÖ-Vertreter Vilimsky als auchdieNeos-VertreterinGamonmachen sichgroße Sorgenumdie Reichen inEuropa. ,, FPÖ und Neos wollen keine Trans- parenz zur besseren Bekämpfung des internationalen Steuerbetrugs. Rainer Keckeis Direktor der AK Vorarlberg Sie ortenDatenschutzprobleme und einunangemessenesMaßan euro- päischemZentralismus. Gamonmeint, dass dieKommissionbesser eineMachbarkeitsstudie inAuftrag geben soll, wie die Cybersicherheit der Bürger erhöhtwerdenkönne. Gleichdirekt zu sagen, dass sie beide nichtwollen, dass dieReichen ihrenVermögenswerten entsprechend besteuertwerden, das trauen sie sichnicht.Währenddie Einkom- mensdaten jedesArbeitnehmers ganz automatischdemFinanzamt gemeldetwerden, soll das für privilegierteGruppennicht gelten. Dass diese ansonsten immer undüberall geforderte Transparenz undOffen- heit von einer angeblich liberalenPartei reflexartigabgelehntwird, enttäuscht. Offenbar gibt es doch vielmehr zu verbergen, alswir alle denken. Deshalb ist es für die Steuerbehörde auch so schwierig, ihren Job richtig zumachen. Das aber ist offenbar für einpaar Parteipolitiker völlig inOrdnung.
Große Eröffnung Die Arbeiterkammer Vorarlberg feiert an diesemWochenende die Eröffnung der Schaffarei, Haus für Arbeitskultur, in Feldkirch. Der Eintritt ist frei. Mit der Schaffarei hat Feldkirch ab sofort ein Haus für Arbeitskultur. Auch abseits des Eröffnungs- Festes lädt die hauseigene Gastronomie „Kuche und Klub“ zum Verweilen und Genießen ein.
VERANSTALTUNG. Die Schaffa- rei-Eröffnung lockt von Donners- tag, 9. September, bis Samstag, 11. September, mit drei Tagen Live- Musik, Kulinarik und spannenden Mitmach-Aktionen nach Feldkirch. Für guten Sound sorgen Live-Acts wie Bukahara, Kurzfristig, Die drei Friseure, Philipp Lingg Band und Mona Ida. Auch abseits der Open- Air-Konzerte ist ein buntes Pro- grammgeboten. Der Eintritt ist frei. „Wir laden unsere Mitglieder und alle Interessierten herzlich ein, mit uns zu feiern und sich einzubrin- gen. Wir sind gespannt auf einen inspirierenden Austausch mit den Besucherinnen und Besuchern und ermutigen alle, Arbeit mit uns neu zu denken”, freut sich die Schaffa- rei-Initiatorin Eva King auf das Er- öffnungs-Event. Alle Veranstaltungen finden in der und um die Schaffarei, Widnau 10, in Feldkirch, statt. Zwischen und vor den Live-Konzerten sorgen DJs für ordentlich Feierlaune. Das Fest- gelände öffnet am Donnerstag und Freitag um 16 Uhr, am Samstag um 14 Uhr. Es gilt die 3G-Regel. Haus für Arbeitskultur Was 2018 als Festival begann, hat seit Kurzem eine feste Adresse: die Schaffarei, das Haus für Arbeits- kultur. In den vergangenen ein- einhalb Jahren hat die Arbeiter- kammer Vorarlberg das ehemalige „Graf Hugo“ sorgfältig saniert und als Schaffarei wiedereröffnet. Das Gebäude dient ab sofort als Treff- punkt für alle, die sich mit der Ar- beitskultur von gestern, heute und morgen auseinandersetzen wollen. Hier kommen unterschiedliche Menschen zusammen, um gemein- sam über Erfolge, Misserfolge und
▸ E-Mail: direktion@ak-vorarlberg.at
Gastkommentar GrundbedürfnisWohnen
Wohnen ist ein elementares menschliches Grundbedürfnis, man kann nicht nicht wohnen. Idealweiser wird über denWohnbau genau dieses Bedürfnis gestillt. In der Realität sieht das leider auch anders aus. Überall auf der Welt lässt sich ein Phänomen beobach- ten, das im Fachterminus „Finanzialisierung des Wohnens“ genannt wird. Das heißt, der Wohnbau folgt nicht nur demAnliegen, dem Grundbedürfnis Wohnen zu entsprechen, sondern muss in erster Linie als Kapitalanlagemodell funktionieren. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt und viele Vorarlberger:innen sichern sich so z. B. für das Alter ab. In Zeiten von Negativzinsen bietet die Investition in Immobilien Sicherheit für Angespartes. Doch es ist wie in vielen Be- reichen: Wenn eine Strategie zu dominant wird, erzeugt sie mitunter ,, Wohnen ist ein elementares, menschliches Grundbedürfnis, man kann nicht nicht wohnen. Dr. Verena Konrad Direktorin vai Vorarlberger Architektur Institut auch negative Effekte. Zu den negativen Begleiterscheinungen gehören eine Form der kulturellen Verarmung durch uninspirierte Standards, die Dominanz von wirtschaftlichen statt nutzungs- orientierten Kriterien, deutlich etwa bei Wohnungsgrößen, und viel drängender noch der sogenannte „neue Leerstand“. Es ist ja absurd: Während wir einerseits auch aus ökologischen Gründen darüber nachdenken, wie man Bestand weiter nutzen kann, werden gleichzeitig neue Wohnanlagen hochgezogen, von denen nur Teile tatsächlich bewohnt sind. Diese Form des Leerstands wird aus ka- pitalistischem Interesse und der Rendite wegen in Kauf genommen. Das mag legal sein, vor allem aber ist es unsolidarisch. Das beschrie- bene Phänomen ist nicht nur eine Strategie von großen Investoren. Spekulation findet auch im privaten Bereich statt und bedeutet im Grunde nichts anderes, als etwas zu erwerben mit dem Ziel, es später teurer verkaufen zu können. Mir ist daher wichtig, zwischen den Be- griffen „Wohnen“ und „Wohnbau“ zu differenzieren und bewusst zu machen, dass es hier auch um die Verantwortung von Anlegern für das Gemeinwohl geht und dass es auch anders gehen könnte. ▸ Info: Ab Ende September läuft imvai die Ausstellung „Boden für alle“, die unter anderemdas Thema der Finanzialisierung von Boden kritisch beleuchtet. www.v-a-i.at
Dass Swing, Folk, Reggae und Arabic-Balkan keineWidersprüche seinmüssen, beweist die Band Bukahara am Samstag, 11. September, 20 Uhr, auf der Schaffarei-Bühne.
Zukunftsträume in der eigenen Arbeitswelt zu reflektieren. Ziel der Schaffarei ist es, Be- wusstsein für Arbeitskultur zu schaffen und diese gemeinsam wei- terzuentwickeln. „Ich wünsche mir, dass sich die Schaffarei zu einem Innovationsort entwickelt, neue Initiativen und Projekte daraus ,, Wir sind gespannt auf einen inspirie- renden Austausch und ermutigen alle, Arbeit mit uns neu zu denken. Eva King Initiatorin der Schaffarei
werden wir spannende Erkenntnis- se für die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen ableiten können. Nicht nur für Vorarlberg, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus.“ Parallel zur Eröffnung treffen sich am Wochenende auf Einladung der AK Vorarlberg rund 30 Expertinnen und Experten aus dem deutschspra- chigen Raum für eine Konferenz zur Technikfolgenabschätzung aus Ar- beitnehmer:innen-Perspektive. Begegnung, Bildung, Genuss Die oberen drei Stockwerke der Schaffarei beherbergen den Digi- tal Campus Vorarlberg, das Vorarl- berger Zentrum für digitale Berufe und Weiterbildung. In den Schu- lungsräumen finden zudem Events, Workshops und kulturelle Veran- staltungen im Rahmen des Schaf- farei-Jahresprogrammes statt. Mit dem Bar-, Bistro- und Restaurant- angebot der Kuche steht das Erdge- schoss ganz im Zeichen von Genuss und Entspannung. ImKeller knüpft der Klub sowohl räumlich als auch inhaltlich an die sehr erfolgreiche Club- und Kulturhistorie des „Graf Hugo“ an.
entstehen und dass die Menschen, die hierherkommen, wertvolle An- regungen für ihre Weiterentwick- lung mitnehmen können“, erklärt der AK-Direktor Rainer Keckeis. Ein weiterer Schwerpunkt in der Schaffarei liegt auf der Forschung. Das immaterielle Kulturerbe der Vorarlberger Arbeitskultur wird ge- sammelt, dokumentiert und für alle zugänglich publiziert. „Dieses Kon- zept ist einzigartig in Österreich. Als Plattform bringen wir sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler als auch Arbeitende mit ihrem individuellen Erleben von Ar- beit zusammen“, sagt AK-Präsident Hubert Hämmerle. „Aus den Begeg- nungen und Forschungsergebnissen
▸ Alle Infos zum Eröffnungs-Pro- gramm gibt es im Web unter: www. schaffarei.at/ opening
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