AKtion September 2021

Politik 19

September 2021

Damit Pflege nicht unmöglich wird

Wo sehen die Fraktio- nen der AKWege aus der Pflegemisere? Wir fragten nach. ▸ AK-Modell für pflegende An- gehörige steht unter https://

PFLEGE. Was brauchen Pflegerin- nen und Pfleger, um gute Arbeit zu leisten? Jedenfalls nicht die völlige Überforderung in allen Bereichen. Sie brauchen Rahmenbedingungen für einen gesunden Arbeitsplatz, bei dem Familie und Freizeit bewältig- bar sind. Sie brauchen eine anstän- dige Bezahlung und nicht hin und wieder einen kleinen Bonus, wenn die Politik nicht mehr an der Misere vorbeischauen kann. Denn wenn es nicht gelingt, genügend engagierte

Menschen in der Pflege zu beschäf- tigen, geht uns ganz schnell die Luft aus. In Vorarlberg steigt die Zahl der Über-80-Jährigenbis 2025 auf 23.300 Menschen (plus 19,3 Prozent). Damit wächst auch der Pflegebedarf. Weil in Vorarlberg an die 80 Pro- zent der zu Pflegenden von ihren Angehörigen zu Hause versorgt wer- den, verhandelt die AK Vorarlberg derzeit mit dem Land ein Modell, um pflegende Angehörige anzustel- len und auszubilden.

vbg.arbeiter- kammer.at/ pflegemodell gratis zum Download.

Der Pflegebedarf steigt, weil die Kurve der demografischen Entwick- lung steil nach oben zeigt.

Liste AK-Präsident Hubert Hämmerle – FCG.ÖAAB

Liste Manuela Auer – FSG

Personalmangel: Pflegeberuf muss attraktiver werden

Alarmstufe Rot: Pflegegipfel muss einberufen werden

GPA Maßnahmen, die den Pflegeberuf attraktiver ma- chen. Dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen (Stich- wort: geteilte Dienste, Kinder- betreuung) ebenso wie eine angemessene Bezahlung, bei der die Pflege im Ländle in massiver Konkurrenz zur Industrie steht. Gefordert ist außerdem eine Reduktion der Arbeitszeit bei Vollzeitbe- schäftigten. Die im Kollektiv- vertrag verankerten 40 Stun- den sind für diesen tollen,

erarbeiten, wie die Pflege auf sichere Beine gestellt und der Pflegeberuf attraktiver ge- macht werden kann. Der Hil- feruf der Arbeitgeberverbän- de, Dach- und Berufsverbände sowie der Trägerorganisatio- nenundArbeitnehmervertre- tung nach einem Pflegegipfel darf nicht länger ignoriert werden. Es besteht dringen- der Handlungsbedarf bei Ausbildung, Einkommen und Pension. Wir brauchen einen besseren Personalschlüssel,

aber herausfordernden Beruf nicht mehr zeitgemäß. Wenn die Politik glaubt, das Problem aussitzen zu können, dann wird sich das bitter rächen. Denn wenn in den kommenden Jahren die Generation der Babyboomer in Pension geht und damit zu- sehends ins pflegebedürftige Alter rutscht, wird der Druck auf die Pflegeheime enorm steigen. ▸ E-Mail: bernhard.heinzle@ gpa.at

kürzere Arbeitszeiten, einen Umstiegsbonus oder den Zu- gang für Pflegekräfte zur Schwerarbeitspension. Mit einem staatlichen Pflege- fonds wird die Finanzierung gesichert. Wie wichtig die Pflegekräfte sind, hat sich in der Corona-Krise bestätigt, deshalb ist es ihnen die Poli- tik einfach schuldig, ihre Si- tuation so rasch wie möglich zu verbessern. ▸ E-Mail: manuelaauer@ manuelaauer.at

Bernhard Heinzle

Manuela Auer

DRUCK STEIGT. Leere Pfle- gebetten, ganze Wohnbe- reiche geschlossen. Grund: Personalmangel. Vor diesem Dilemma stehen Heimbetrei- ber auch in Vorarlberg immer öfter. Seit Jahren fordern wir als AK und Gewerkschaft

ALARM. Wir steuern auf einen massiven Pflegenot- stand zu. Deshalb muss die Reform endlich umgesetzt werden. Der Bericht der „Task- force Pflege“ liegt seit Februar vor, jetzt müssen alle Betei- ligten gemeinsam Lösungen

Liste Freiheitliche + Parteifreie Arbeitnehmer – FA

Liste Heimat aller Kulturen – HaK

Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige

Pflegebedarf steigt – frühzeitig handeln

gibt, das nicht zur Genüge ausgeschöpft wird, um vor allen Dingen Menschen mit nicht-deutscher Mutterspra- che dazu zu motivieren, eine Ausbildung als Pfleger:in zu absolvieren. Meist sind sprachliche Barrieren der Hauptgrund dafür, dass sich diese Menschen nicht zutrau- en, eine derartige Ausbildung in Erwägung zu ziehen. Es gibt mittlerweile auch zwei- sprachige Pfleger:innen, die dabei behilflich sein könn-

den kann, braucht es in erster Linie eine echte Stärkung der Pflege zu Hause. Dazu wollen wir vor allem eine bessere Unterstützung für die pfle- genden Angehörigen. Ein Modell, das diese Ver- besserung bringen würde, ist das AK-Modell zur Anstel- lung pflegender Angehöriger. Nach diesem Modell sollen pflegende Angehörige mit netto 1700 Euro für eine Voll- zeitanstellung (ab Pflegestufe 5 möglich) entlohnt werden.

Das würde erstens eine finan- zielle und sozialrechtliche Absicherung für die pflegen- den Angehörigen bringen und somit zweitens den pfle- gebedürftigen Personen den möglichst langen Verbleib zu Hause ermöglichen. Die FPÖ fordert die Umsetzung dieses Modells, die schwarz- grüne Landesregierung ist allerdings bisher nicht bereit dazu. ▸ E-Mail: michael.koschat@ fpoe-satteins.at

ten, zumeinenMut zuzuspre- chen und zum anderen bei der Ausbildungmitzuwirken. Wir brauchen dafür nur die Schienen richtig aufzu- setzen und in den verschiede- nen Communities die Werbe- trommel zu rühren. Wir sind überzeugt davon, dass wir diesem Mangel an Personal so ein Stück weit entgegen- wirken können und so Pfle- ger:innen entlasten können. ▸ E-Mail: info@hak-online.at

Michael Koschat

Volkan Meral

GEEIGNET. Für uns Frei- heitliche Arbeitnehmer ist klar: Damit unsere älteren Menschen ihrem Wunsch entsprechend möglichst lan- ge zu Hause bleiben können und damit das Pflegesystem langfristig sichergestellt wer-

ERMUTIGEN. Gerade in der Zeit der Corona-Krise wurde viel und oft darüber gespro- chen, wie wichtig die Pflege- einrichtungen sind und wie sehr es an Personal mangelt. Wir sind der Meinung, dass es im Ländle genug Potenzial

Liste NBZ – Neue Bewegung für die Zukunft

Liste Gemeinsam – Grüne und Unabhängige

Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern

Einbindung aller Gesellschaftsschichten

Migrationshintergrund auf- grund mangelnder Ausbil- dung und Vorkenntnisse ein Einstieg in höher qualifizierte Berufe wesentlich schwieriger als bei Einheimischen. Mit diversen Sondermaßnahmen könnte dies einerseits den Fachkräftemangel reduzieren und andererseits Migrant:in- nen erlauben, sich in den Pfle- ge- und Betreuungsberufen höher zu qualifizieren, und Ihnen den Einstieg ins Berufs- leben erleichtern. Eine dieser

stand noch verschärft. Wir brauchen eine Ausbildungs- offensive, aber vor allem die Verbesserung der Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Es nutzt wenig, Menschen auszubilden, die dann nach wenigen Jahren den Pflegebe- ruf wieder verlassen. Pflege muss eine Arbeit werden, die Kolleg:innen langfristig mit Freude machen können und wollen. Das kostet Geld, neue solidarische Finanzierungs- formen müssen entwickelt

werden. Versuche, sich etwa mit der „Pflegelehre“ billig durchzumogeln, sehen wir kritisch. Ein positiver erster Schritt sind zusätzliche vier Millionen Euro, die das Land investiert, um Nachtdiens- te personell aufzustocken. Notwendig sind weiters die Verbesserung der Personal- schlüssel, eine Erhöhung der Gehälter und Reduktion der Arbeitszeit. ▸ E-Mail: sadettin.demir@ gemeinsam-ug.at

Maßnahmenkönntesein, dass bessere Ausbildungs- und Be- rufsinformation bei den Mig- rant:innen erfolgt, z. B. durch Veranstaltungen und Gesprä- che in den Vereinen und an den Aufenthaltsorten der Mi- granten und und das Angebot von Schnuppermöglichkeiten für Interessierte. Auch die Mi- granten werden eines Tages vermehrt von der Pflege Ge- brauchmachenmüssen. ▸ E-Mail: info@nbz-online.at

Adnan Dincer

Sadettin Demir

INFORMATION. Stetig zu- nehmender Fachkräfteman- gel im Gesundheits- und Pfle- gebereich zwingt uns, neue Maßnahmen zu setzen. Eine davon könnte die Eingliede- rung von Migrant:innen sein. Jedoch ist für Personen mit

NOTSTAND. Der demo- grafische Wandel erfordert den Ausbau der ambulanten und stationären Pflegeange- bote. Und das bei gesicherter Qualität. Knackpunkt da- bei sind die Pflegenden. Die Pandemie hat den Pflegenot-

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