18 Frau und Familie
September 2021
Die Gewalt muss ein Ende finden FrauenInformationszentrum femail betreibt Kampagne gegen psychische Gewalt an Frauen
AUGEN AUF! Gewalt hat viele Ge- sichter. In der Öffentlichkeit ist häufig nur von körperlicher und sexueller Gewalt die Rede. Seeli- sche oder psychische Gewalttaten in Beziehungen bleiben dagegen meist im Verborgenen. Dabei hinterlassen sie mindestens so schmerzhafte Spuren … Macht und Kontrolle Das Spektrum ist breit. Immer übt da einer Macht aus über sein weib- liches Gegenüber. Bevormundet sie, hält sie gefangen in völliger finanzieller Abhängigkeit. Das Spektrum psychischer Gewalt schließt Demütigung, Drohung und Mobbing mit ein. Sie spiegelt sich in Beschimpfungen und Ab- wertung wider. Und das wirkt: Angstzustände, sozialer Rückzug, Resignation, Schlafstörungen, Pa- nikattacken und Depression kön- nen Folgen sein. Täter sind häufig die Partner, aber nicht immer. Auch am Arbeitsplatz, im Freun- deskreis, in der Familie oder in Vereinen kommt psychische Ge- walt vor. 40 Prozent der Frauen betroffen Betroffen sind 40 Prozent der Frau- en in Vorarlberg. Egal wo seelische oder psychische Gewalt auftritt oder in welcher Form – häufig ist
sie Ausgangspunkt für weitere Ge- walt, der Frauen undMädchen aus- gesetzt sind. Die Femizide sind die tragische Spitze des Eisbergs. Deshalb hat das FrauenInfor- mationszentrum femail die Kam- pagne „Weil es Zeit ist“ auf den Weg gebracht. Per Facebook und Instagram und auf einer eigenen Website sensibilisieren Texte und
Über drei Millionen Euro herausgeholt 15 Jahre AK-Büro für Familien- und Frauenfragen: rund 114.000 Anfragen Sie bilden das AK-Büro für Familien- und Frauenfragen, v. l. n. r.: Dr. Brigitte Hutterer, Mag. Wal- ter Antonietti, Christina Yüksel, Margit Müller, Mag. ÖzlemMerdane-Türk, Mag. Lilian Schrei- ber, Mag. Eva Fischer-Schweigkofler undMag. Alexander Nussbaumer.
FRAUEN- HELPLINE Kostenlose und anonyme Hilfe – 24 Stunden, sieben Tage die Woche ▸ Tel. 0800/ 222 555 www.frauenhelpline.at/
Videos die virtuellen Besucher:in- nen: Wie erkenne ich psychische Gewalt? Wo beginnt sie, wie wirkt sie sich aus, und vor allem: Wie wehre ich mich? Wo finde ich Hil- fe? Denn es ist längst Zeit, dass diese subtile Form der Gewalt wir- kungsvoll bekämpft wird.
BERATUNG UND HILFE. Jetzt ist es 15 Jahre her. „Statt langer Wege Beratung aus einer Hand“ lautete am 1. Oktober 2006 die Devise, als das AK-Büro für Fa- milien- und Frauenfragen seine Arbeit aufnahm. Vom ersten Tag an bis zum 30. Juni 2021 haben die Berater:innen 83.469-mal te- lefonisch Auskunft erteilt, 13.788 E-Mail-Anfragen bearbeitet und 16.931 Ratsuchende in ihren Bü- ros in der AK Vorarlberg empfan- gen. Für Klient:innen vor Gericht 1158-mal zogen sie für ihre Kli- ent:innen vor Gericht, meistens kreisten offene Fragen umdenAn- spruch auf Kinderbetreuungsgeld und Wochengeld. Die Jurist:innen kämpften mit viel Engagement und Erfolg. „Wir haben Ansprü- che vor Gericht geltend gemacht und für die AK-Mitglieder interve- niert“, erzählt Dr. Brigitte Hutterer. Sie hat die zentrale Anlaufstelle vor 15 Jahren aus der Taufe geho- ben und leitet sie bis heute. „Bis Ende Juni 2021 habenwir über drei Millionen Euro für die Betroffenen erstritten.“ Da schwingt zu Recht Stolz mit. 2014 wurde das Projekt KarenzAktiv, das gemeinsam mit
dem ABZ*AUSTRIA durchgeführt und vom Land Vorarlberg geför- dert wird, ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projektes werden Wiedereinsteiger:innen beraten. Darüber hinaus ist Teil dieses Pro- jekts die Beratung von nicht AK- zugehörigen Personen im Bereich Kinderbetreuungsgeld und Fami- lienbeihilfe sowie von Personen, bei denen ein Auslandsbezug vor- liegt (ein Elternteil arbeitet z. B. im Ausland). Haben sich die Problemstel- lungen in den vergangenen 15 Jahren nicht wesentlich geän- dert? „Nein“, antwortet Hutterer. Noch immer suchen viele nach dem für sie günstigsten Karenz- modell. Gemeint ist damit die günstigste Variante des Kinder- betreuungsgeldes. Das war schon 2008 ein Dauerbrenner, als es drei Modelle von pauschalem Kinder- betreuungsgeld gab. Rund um die Schwangerschaft Der Schwerpunkt der Beratungen betrifft die arbeitsrechtlichen Ansprüche in der Schwanger- schaft, Beschäftigungsverbote, Wochengeld, Karenz, Kinderbe- treuungsgeld, Papamonat, Wie- dereinstieg, Elternteilzeit und
Familienbeihilfe. „Wir prüfen aber auch Monatsabrechnungen bei Beendigung des Beschäfti- gungsverhältnisses während der Karenz oder Elternteilzeit.“ Sollte während der Schwangerschaft eine Änderung der Beschäfti- gung erforderlich sein, kontrol- liert die AK auf Wunsch auch die Abrechnungen, ob sämtliche Ent- gelte ordnungsgemäß ausbezahlt worden sind. Die passende Kinderbetreuung Brandneu gibt es mit Karenz Aktiv das „Casemanagement Kinderbetreuung“ als neues An- gebot. Dieses Service wird vom ABZ*AUSTRIA durchgeführt. Die Beraterinnen suchen verläss- lich eine Lösung für die benötig- te Kinderbetreuung. Mit einem Wort: „Bei Problemen im Arbeits- verhältnis rund um Schwanger- schaft, Elternschaft und Wie- dereinstieg sowie bei Fragen zu Familienleistungen sind wir die richtigen Ansprechpartner.“ ▸ Für Sie da: Büro für Familien- und Frauenfragen, Kontakte zur Terminvereinbarung: AK Vorarl- berg, Widnau 2–4, 6800 Feld- kirch, Tel. 050/258-2600, familie. frau@ak-vorarlberg.at
▸ Kampagne Hintergrundin- formationen und Videoclips finden Interessierte unter https:// weileszeitist.at
Literatur zum Thema Marie-France Hirigoyen: Die Masken der Niedertracht: Seelische Ge- walt im Alltag und wie man sich dagegen wehren kann Christine Merzeder: Wie schleichendes Gift: Narzisstischen Missbrauch in Beziehungen überleben und heilen Reinhard Haller: Die Macht der Kränkung Bärbel Wardetzki, Sonja R.: Und das soll Liebe sein? Wie es gelingt, sich aus einer narzisstischen Beziehung zu befreien
„Gemeinsam gegen psychische Gewalt“ Dr. Albert Lingg Psychiater, bis 2014 Primar LKH Rankweil
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