Bildung und Arbeit 13
September 2021
Digitale Arbeitswelt braucht Frauen Im IT-Bereich wird händeringend nach Fachperso- nal gesucht. Besonders Frauen sind unterrepräsen- tiert. Diese Lücke sollen die „Digital Pioneers“ der AK Vorarlberg schließen helfen.
den. Dabei haben diese zwei Tage klar gezeigt, dass Betriebe bran- chenübergreifend und händerin- gend nach Personal im IT-Bereich suchen, speziell auch nach Frauen. Alissia Schöflinger von der Per- sonalabteilung bei Künz Krane in Hard sagt: „Wir machen bei diesem Programm mit, weil es wahnsinnig schwierig ist, gut ausgebildete IT- Fachkräfte zu finden. Die theoreti- sche Grundausbildung ist eine gute Basis, auf der wir im Praktikum in unserem Betrieb aufbauen können. Und derWunsch ist natürlich schon, die junge Frau auch über das Prak- tium hinaus in unserem Unterneh- men zu beschäftigen“. Spezialisierung Im September und Oktober erhalten die Teilnehmerinnen ein breites the- oretisches Überblickswissen, dann wechseln sie ihn ihre Praktika und setzen ihr Wissen praktisch um. Dabei sind vom künstlerischen Bereich, wie etwa der Gestaltung von Web-Auftritten oder der Pro- duktion von Bild- beziehungsweise Videomaterial, bis hin zur Einbin- dung von Datenbanken oder Ana- lyse-Tools die Aufgaben so vielfältig wie die Wünsche der jungen Frauen. Julia Liebschick (vorne links im Gruppenbild) aus Egg beispielswei- se. Sie interessiert sich besonders für Mediendesign, Management und
DIGITALISIERUNG. Elf junge Frau- en warten im Halbkreis sitzend da- rauf, dass die Firmenvorstellungen beginnen. Vor ihnen liegen einein- halb prall mit Informationen gefüll- te Tage. Auf einem Stuhl befindet sich ein Laptop, eine der Teilnehme- rinnen verfolgt die Vorstellungen aus der Quarantäne von zu Hause aus. Digital eben. Das Teilnehmerin- nenfeld ist bunt gemischt, von der Maturantin ohne Berufserfahrung bis zum abgeschlossenen Bachelor- Studiumder Architektur ist die volle
Bandbreite abgebildet. Das AK-Pro- jekt „Digital Pioneers“ wurde spezi- ell für junge Frauen geschaffen, die in die digitale Arbeitswelt einstei- gen wollen. In acht Wochen werden beim Digital Campus Vorarlberg die theoretischen Grundlagen geschaf- fen, auf denen sie in ihren Praktika aufbauen können. NeunVorarlberger Betriebe stell- ten sich den jungen Damen vor und warben um eine oder gar zwei der digitalen Pionierinnen, die sie gerne durch ihr Praktikum begleiten wür-
Die Pionierinnen konnten sich real mit den Produkten der Firmen bekannt machen, beispielsweise der Wäsche der Huber Holding.
Personalreferentin, Künz, Hard ,,
Marketing, weil sie gerne kreativ arbeitet und ihre Ideen gerne digital umsetzen würde. Sie beschreibt sich in der Vorstellungsrunde als kreativ, sportlich und die Ruhe in Person.
Ein ganz anderes Ziel verfolgt hingegen Julia Stolz (im Gruppen- bild hinten ganz rechts), sie zeichnet undmalt leidenschaftlich gerne und ist großer Anime-Fan. Sie träumt
Unser Wunsch ist es, dass die junge Frau auch über das Praktikum hin- aus ein Bestandteil unseres Unter- nehmens und der IT-Abteilung wird. Alissia Schöflinger
Eine Fähigkeit, die gerade im Pro- jektmanagement, wenn Produkte finalisiert werden, sehr gefragt ist.
davon, in Japan Spiele zu animieren oder Software zu entwickeln bezie- hungsweise zu programmieren.
Elf Teilnehmerinnen waren bei den Info-Tagen vor Ort, eine fehlte quarantänebedingt, nahm aber online an der Veranstaltung teil.
ImAugust schloss schon der zweite Jahrgang der Software-Entwickler imDigital Campus Vorarlberg ab, dabei wurden spannende Abschlussprojekte vorgestellt. Zwei Software-Entwickler kämpfen gegen Lebensmittelverschwendung
„Gemeinsam gegen psychische Gewalt“ Clarissa Steurer Geschäftsführerin ClarissaKork
VERSCHWENDUNG. Bei der Ab- schlussfeier der Software-Entwick- ler in der Schaffarei stellten kürzlich 33 Absolventen ihre Projekte vor. Dabei handelte es sich um die ver- schiedensten Mobil-Apps und Web- sites, die innerhalb der halbjährigen Ausbildung programmiert wurden. Die Geschichte der AGWA-Han- dy-App begann ganz unverbindlich, mit einem Pausengespräch. Michael Schloß (37) aus Hard und Pascal Pozzera (28) aus Lustenau fanden schnell heraus, dass sie eine gemein- same Leidenschaft haben: Kochen. „Ich habe in den letzten sechs Mo- naten mehr über Essen geredet als im ganzen Leben davor“, sagt Poz- zera und lächelt dabei. AGWA be- deutet „Against Waste“ und soll also dabei helfen, die Verschwendung
von Lebensmitteln zu vermeiden. Man macht ein Bild von einer Zutat und die angeschlossene Datenbank schlägt dann Rezepte vor, wie sich die Lebensmittel sinnvoll in einem Gericht verwenden lassen. Schloß kamvor fünf Jahren nach Vorarlberg, um das WOW-Restau- rant der Firma Wolford zu überneh- men. Im Lebensmittelbereich hat er schon einiges hinter sich, die wohl exotischste Station war die Quali- tätskontrolle für den deutschen Dis- counter Aldi in China. Pozzera kommt aus der Technik, hat bei der Firma Blum als Anlagen- elektriker gearbeitet, die letzten 13 Jahre. Schon in dieser Phase kam er mit dem Programmieren in Berüh- rung und hatte Spaß daran. Anfang 2020 kündigte er und wollte sich
verändern, wohin genau wusste er noch nicht. Bis ihmder Coding Cam- pus ins Auge fiel, und weil er beim Programmieren bleiben wollte, füg- te sich eines zum anderen. Die Entwicklung einer voll- ständig funktionierenden App mit diesem Funktionsumfang in vier Wochenwar für beide nicht zu stem- men, deshalb beherrscht AGWA noch sehr wenige Lebensmittel und ist auch noch nicht marktreif. Aber die beiden wollen sich auch weiter mit der Applikation beschäftigen. „Was uns gerade fehlt, ist der finanzielle Rahmen, um das Tool hauptamtlich weiterzuentwickeln. Wir sind beide auf der Suche nach einer Arbeitsstelle, führen sehr viele Gespräche in alle Richtungen. Aber wenn dieser Prozess abgeschlossen ist und es der zeitliche Rahmen zu- lässt, würden wir gerne weiterma- chen“, sagt Schloß. Menschen, die sich in das Projekt mit einbringen oder mitarbeiten wollen, bezie- hungsweise Investoren seien aber immer herzlich willkommen. Der nächste berufsbegleitende Software-Entwickler-Lehrgang be- ginnt imNovember amDigital Cam- pus in Feldkirch (siehe Box rechts).
Weil es Zeit ist weileszeitist.at
Ge förder t vom Gesundhe i t s förderungs f ond Vorar l berg
Berufsbegleitend zum Software Developer im Coding Campus ● Standort: Digital Campus Vorarlberg, Feldkirch (Java) ● Voraussetzungen: für Quereinsteiger Teilnahme am Bewerbungsgespräch ● Termin: 2. November 2021 bis 18. Juni 2022 (18 Wochenstunden) ● Kurseinheiten: 500 Unterrichtseinheiten ● Preis: 7450 Euro (50 Prozent Fördermöglichkeit mit einem AK-Stipendium)
▸ Die AGWA-Programmierer sind per E-Mail Freezynowaste@ gmail.com und per Telefon unter 0660/8174788 erreichbar.
Mit Zitronen und Äpfeln funktioniert die AGWA-App schon und spuckt leckere Rezepte zur Verwertung von Lebensmitteln aus.
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