Standort-Rating 2023 AK Vorarlberg

Pflege:

Personalengpass wirksam bekämpfen! Der Pflege- und Pflegepersonalbedarf in Vorarlberg steigt unaufhörlich. Rund 200 Pflegebetten im Land stehen leer. Der Grund: Es wird im Land zu wenig Pflegenachwuchs ausgebildet. Die künftige Ausbildungssituation, insbeson- dere im Gehobenen Dienst und in der Pflegefachassis- tenz, steht dem realen Bedarf an Pflegekräften diametral gegenüber. Deshalb unsere Forderung: Entweder werden die erforderlichen Absolventenzahlen von Fachhochschulen und Pflegefachassistenz-Ausbildung erreicht, oder das bisherige Ausbildungsmodell „DGKP“ wird weitergeführt. Befeuert wird der Pflegebedarf durch die Demo- grafie, denn bereits 2030 wird der Altersquotient den Jugendquotienten überholen. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass im Jahr 2030 erstmals mehr Menschen über 64 als unter 20 Jahre alt sein werden. Die Altersprognose zeigt den Pflege-Zusatzbedarf sehr deutlich: Die Zahl der 75- bis 85-Jährigen – also jener Menschen, welche die Hauptzielgruppe von Pflegedienstleistungen sind – wird um 14 Prozent zunehmen, die Gruppe der Menschen ab 85 Jahre steigt am stärksten, nämlich sogar um 47 Prozent. Das ergibt einen Zusatzbedarf von 31 Prozent für Pflegeheimplätze und 29 Prozent für die Hauskranken- pflege bis 2030. Rechnet man den Ersatzbedarf durch Pen- sionierungen und den Zusatzbedarf durch die erwähnte Steigerung des demografisch bedingten Pflege-bedarfs zusammen, so ergibt sich laut der aktuellsten Pflegeper- sonal-Bedarfsprognose Vorarlberg ein Zusatzbedarf von 2.415 Pflegekräften bis 2030. Dies im allergünstigsten Falle – denn laut AK-Berechnungen wird die Zahl an zu- sätzlich auszubildenden Pflegekräften sogar noch deut- lich höher sein.

diplom 2024 auslaufen. Ab dann ist nur noch das akade- mische Bachelor-Studium an der Fachhochschule vorge- sehen. Das bedeutet für Vorarlberg, dass ab 2024 nur noch 120 FH-Studienplätze zur Verfügung stehen und keine Diplomausbildungen an den Gesundheits- und Kranken- pflegeschulen mehr angeboten würden. Das wäre also ein Rückgang von jährlich durchschnittlich 170 auf 120 Absolvent:innen des Gehobenen Dienstes. Aber auch das sind nur Planzahlen. Tatsächlich haben im Herbst 2021 nur 71 Personen mit der FH-Ausbildung begonnen. Das Angebot an Personal des Gehobenen Dienstes wird also den Bedarf bei weitem nicht decken! Verlagerungen von Aufgaben des gehobenen Diens- tes hin zu Pflegefachangestellten ist eine sehr begrenzte Option. Dafür stehen einerseits viel zu wenige PFA-Aus- bildungsplätze zur Verfügung, andererseits ist die Zahl der verschiebbaren Aufgaben sehr gering. Durch ein umfangreiches Maßnahmenpaket muss gewährleistet werden, dass künftig genügend Personal angeworben und ausgebildet wird. Dazu gehören ein leich- terer Einstieg für Nichtmaturant:innen in den gehobenen Dienst ebenso wie Angebote für Quereinsteiger:innen und die Aufschulung von Assistenzpersonal. In weiterer Folge muss alles dafür getan werden, bereits Ausgebildete im Pflegeberuf zu halten. Höhere Einkommen, bessere Pflege- schlüssel, Dienstplansicherheit, individuell angepasste Arbeitszeitmodelle, Stellen mit entsprechender Qualifika- tion besetzen und Weiterbildungen fördern, wären Mög- lichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Zusätzlich sollte die Pflege zu Hause gestärkt werden durch den Ausbau der Mobilen Dienste und der Umset- zung des AK Modells „Anstellung Pflegende Angehörige“.

Laut der Novelle zum Gesundheits- und Kranken- pflegegesetz soll das bisherige dreijährige Krankenpflege-

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