Bildung:
Beruf und Familie:
Weiterbildungschancen ein Leben lang! Im Jahr 2021 hatten immer noch 17,3 Prozent der Vor- arlberger:innen im erwerbsfähigen Alter maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbil- dung. Das ist der höchste Anteil im Bundesländervergleich und eine ernstzunehmende Herausforderung für die steigenden Anforderungen und Ansprüche am Arbeits- markt. Hochtechnologie und Digitalisierung erfordern lebenslanges Lernen und benötigen ein durchlässiges Bildungssystem, das den Weg von Lehre bis Studium ermöglicht. Es braucht aber auch großzügigere Förderungen von Arbeitnehmer:innen, die sich in ihrer Freizeit oder auch im Rahmen ihrer Anstellung weiterbilden wollen. Die Unterstützungen müssen den tatsächlichen Kosten der Einkommensverluste und den Teilnahmekosten ent- sprechen. Garantierte, bezahlte Weiterbildungstage für Arbeitnehmer:innen könnten zusätzlich die Teilnehmer- zahlen erhöhen. Mehr Lehrlinge in „Lehre mit Matura“ bringen! In Vorarlberg absolvieren verhältnismäßig wenig Lehrlinge eine Lehre mit Matura (seit Beginn im Jahr 2009 erst 206 Absolvent:innen, Stand 31.10.2021). Der aktuelle Anteil der Lehrlinge in „Lehre mit Matura“ an der gesamten Lehrlingsanzahl entspricht 4,1 Prozent, der niedrigste im Bundesländervergleich. Dabei hätte das Modell großes Potential angesichts der hohen Bedeutung der Lehre in Vorarlberg. Der Anteil der Lehreintritte bei den 15-Jährigen entspricht 2022 49,5 Prozent. Die Ausbildung von quali- fizierten Fachkräften mit praktischer Erfahrung sowie theoretischem Wissen und der Möglichkeit zur Weiter- bildung ist wertvoll und muss weiter ausgebaut werden.
Proaktiver Ausbau VIF-konformer Betreuung! Nur 49,4 Prozent der betreuten Kinder sind in einer Ein- richtung, die es den Eltern erlaubt einer Vollzeitbeschäfti- gung nachzugehen. Das ist zwar eine Verbesserung gegen- über dem Jahr 2016 um mehr als 15 Prozentpunkte, bedeutet aber immer noch den erst fünften Platz im Bun- desländervergleich. Die Konsequenz ist, dass die Gründe für Frauen, einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen, weiterhin bei 43 Prozent Betreuungs- oder Pflegepflich- ten und bei 6,4 Prozent andere persönliche oder familiäre Gründe sind. Wenig überraschend also sind 71 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen Mütter, während es bei vollzeitbeschäftigten Frauen nur 37 Prozent sind. Die Er- höhung der Frauenerwerbstätigkeit, vor allem in Vollzeit- beschäftigungen, hängt maßgeblich vom Ausbau VIF-kon- former Betreuung ab – ihr Ausbau muss proaktiv weiter vorangetrieben werden.
Rahmengesetz für Kinderbildung und Kinderbetreuung!
Die im Juni 2021 veröffentlichte AK Studie „Frühe Bil- dung in Vorarlberg – Chancengerechtigkeit durch Bildung von Anfang an“ zeigt eindrücklich die unterschiedlichen Perspektiven auf, aus denen Einrichtungen der Frühen Bildung betrachtet werden können. Sie unterstreicht aber auch ganz klar die grundlegende Bedeutung der ersten Lebensjahre für das weitere Leben. Derzeit gibt es zwischen den Bundesländern große Unterschiede in Hinblick auf Qualitätsstandards in der Frühen Bildung: bei der Fach- kraft-Kind-Relation, bei Gruppengrößen, Qualifikationen oder auch beim Raumbedarf pro Kind. Im Sinne des Kin- deswohls wäre es wichtig, dass alle Einrichtungen öster- reichweit einen gleich hohen Standard aufweisen. Dafür braucht es ein bundesweites verbindliches Rahmengesetz für Kinderbildung und Kinderbetreuung, das österreich- weite Qualitätsstandards und Qualitätssicherungsmaß- nahmen festschreibt, Inklusion und Diversität ermög- licht und verbesserte Arbeits- und Rahmenbedingungen für die Fachkräfte definiert. Das Gesetz soll auch einen Rechtsanspruch auf elementare Bildung und Betreuung ab dem ersten Lebensjahr sicherstellen.
FORDERUNGEN DER AK VORARLBERG
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