Standort-Rating 2023 AK Vorarlberg

Forderungen der AK Vorarlberg

Arbeitsmarkt:

Langzeitbeschäftigungslosigkeit

Reform der Arbeitslosenversicherung

→ Recht auf Arbeit sicherstellen!

→ Menschen fördern – Armut verhindern!

Das strukturelle Problem der Langzeitbeschäftigungs- losigkeit muss in seiner Dringlichkeit erkannt und be- kämpft werden. Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt und vor allem die Menschen in längerer Arbeitslosigkeit schwer getroffen. Während die Arbeitslosenzahlen ein Niveau geringer als vor der Corona-Krise erreicht haben, ging auch der Anteil der Langzeitbeschäftigungslosen seit dem Höhepunkt von über 30 Prozent im Juni 2021 zurück, bleibt mit 17 Prozent aber weiterhin hoch. Das Maßnahmenbündel zur Arbeitsmarktintegration der davon betroffenen Menschen hat schon vor der Corona- Krise nicht gegriffen und hat sich im Laufe der letzten zwei Jahre auch nicht verbessert. Ineffiziente Mitnahmeeffekte bei Förderungen wie im Programm Sprungbrett sollten verhindert werden. Eine nachhaltige Unterstützung und Förderung der Men- schen statt der Unternehmen bei der Arbeitsmarktinteg- ration wäre angebracht. Durch eine zukunftsorientierte, öffentliche Beschäftigungspolitik müssen mit sozial-öko- logischen Investitionen Jobs im Gesundheitsbereich, in der Pflege, in der Kinderbetreuung, in der Kreislaufwirt- schaft und im öffentlichen Verkehr geschaffen werden. Diese Jobs könnten angemessene Arbeitsbedingungen bieten, um Arbeitsmarktteilhabe auch für benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen. Das ist eine unumgängliche Notwendigkeit für das Funktionieren des Sozialstaats, in Anbetracht des Strukturwandels der Wirt- schaft und des demografischen Wandels.

Fast ein Viertel aller Vorarlberger:innen sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil (17,3 Prozent) der Erwerbsbe- völkerung mit maximal Pflichtschulabschluss so hoch wie in Vorarlberg. Eine Reform der Arbeitslosenversiche- rung, die auf Druck und verschärfte Sanktionen setzen will, würde hier eindeutig die falschen Hebel bedienen. Eine sich verändernde Arbeitswelt braucht Unterstützung und bessere Absicherung von Arbeitslosen. Davon profi- tieren Arbeitsmarkt, Wirtschaft und die Menschen.

→ Ein existenzsicherndes Arbeitslosengeld!

Ein Absenken der Nettoersatzrate auf unter aktuell 55 Prozent darf es unter keinen Umständen geben. Das würde nur mehr Menschen in Armut treiben und deren prekäre Situation verschärfen – sie würden in der Sozialhilfe bzw. Mindestsicherung landen. Das trifft vor allem auf längere Arbeitslosigkeit zu, welche bei einem degressiven Modell gezielt benachteiligt würde. Stattdessen braucht es eine Anhebung auf 70 Prozent Nettoersatzrate, um eine echte existenzsichernde Versicherungsleistung zu bieten.

→ Finanzierung der Arbeitslosenversicherung gerechter gestalten!

Während die Arbeitnehmer:innen ihre Versicherung flei- ßig selbst einzahlen, gibt es immer noch Unternehmen, die ihre Auftragsschwankungen mit Förderungen des Staats oder dem „Zwischenparken“ der Beschäftigten beim AMS abdecken. Ein sogenanntes „Experience Rating“ wie es z.B. in Amerika angewandt wird, könnte das verhindern, indem Unternehmen, die der Arbeitslosen- versicherung hohe Kosten verursachen, auch höhere Beiträge einzahlen müssen und umgekehrt.

90

STANDORT–RATING 2023

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