Standort-Rating 2024 AK Vorarlberg

Vorwort

Seit der ersten Ausgabe des Standort-Ratings 2019 der AK Vorarlberg hat sich vieles verändert – manches zum Besseren, anderes zum Schlechteren. Geblieben sind Ziel- setzung und Perspektive dieser Publikation: Sie soll vor allem Anregung für die Landespolitik sein, den Standort Vorarlberg nicht nur auf die Sicht der Unternehmer:innen zu reduzieren, sondern die arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Denn der Standort Vorarlberg lebt von guten Fachkräften. Das zeigt sich in Zeiten wie diesen, in denen Firmen händeringend nach Personal suchen, mehr als deutlich. Klimakrise, Armutsgefährdung, Fach- kräftemangel oder leistbares Wohnen werden sich allein mit steigenden Exportzahlen und Wirtschaftswachstum nicht bewältigen lassen. Das AK Standort-Rating zeigt Daten und Fakten auf, bietet aber auch Erklärungsansätze für manche brennenden Probleme. So steht der Arbeitskräftemangel in scharfem Gegensatz zur Verteilung der Lohneinkommen und unternehmerischen Gewinnen. Diese sogenannte „Lohnquote“ hinkt im Ländle leider immer noch deutlich hinter anderen Bundesländern her, obwohl hierzulande die Stundenproduktivität absolut top in Österreich ist. Ähnliches zeigt sich beim Thema Wohnen: Vorarl- berg wird zum Land der Mieter:innen, Eigentum ist un- leistbar geworden, die Preise für Grund und Boden haben sich in sieben Jahren mehr als verdoppelt. Aber auch die Mietkosten sind explodiert, dabei ist der gemeinnützige Wohnungsmarkt in Vorarlberg deutlich unterrepräsen- tiert, die meisten arbeitenden Menschen sind damit den Marktpreisen ausgeliefert. Die Folgen: Unsere Arbeits- kräfte sind von den Wohnkosten schwer belastet, und als Arbeitsstandort wird Vorarlberg dadurch zunehmend un- attraktiv.

Aufholbedarf gibt es nach wie vor in den Bereichen Kinderbetreuung, Langzeitarbeitslosigkeit oder Bildung. Noch immer haben mehr als 16 Prozent der Vorarlber- ger:innen maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Viel Luft nach oben gibt es auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Betreuungs- und Pflegepflichten bzw. andere familiäre Gründe erlauben es Frauen auch weiterhin nur, einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen. Hinzukommt die zunehmende Gefährdung unserer – im internationalen Vergleich so angesehenen – Gesundheitsversorgung: Der enorme Personalbedarf erstreckt sich von den Ärzten und Ärztinnen bis zum Pflegepersonal. Mit dem aktuellen Standort-Rating wollen wir aufzeigen, wo die Hauptakteur:innen des Vorarlberger Wirtschaftserfolgs, nämlich die arbeitenden Menschen, stehen – welchen Anteil am Erfolg sie haben und wie es mit ihrer sozialen Situation ausschaut. Ihre Teilhabe und politische Mitbestimmung ist zentral für den Arbeits- standort Vorarlberg.

Bernhard Heinzle AK Präsident

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STANDORT–RATING 2024

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