Bildung
Familie & Beruf
Weiterbildungschancen ein Leben lang! Im Jahr 2021 hatten immer noch über 16 Prozent der Vor- arlberger:innen im erwerbsfähigen Alter maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbil- dung. Das ist der größte Anteil im Bundesländervergleich und eine ernstzunehmende Herausforderung für die stei- genden Anforderungen und Ansprüche am Arbeitsmarkt. Hochtechnologie und Digitalisierung erfordern lebens- langes Lernen und benötigen ein durchlässiges Bildungs- system, das den Weg von Lehre bis Studium ermöglicht. Es braucht aber auch großzügigere Förderungen von Arbeitnehmer:innen, die sich in ihrer Freizeit oder auch im Rahmen ihrer Anstellung, weiterbilden wollen. Die Unterstützungen müssen den tatsächlichen Kosten der Einkommensverluste und den Teilnahmekosten ent- sprechen. Garantierte, bezahlte Weiterbildungstage für Arbeitnehmer:innen könnten zusätzlich die Teilneh- mer:innenzahlen erhöhen. Mehr Lehrlinge in „Lehre mit Matura“ bringen! In Vorarlberg absolvieren verhältnismäßig wenig Lehrlinge eine Lehre mit Matura (seit Beginn im Jahr 2009 erst 206 Absolvent:innen, Stand 31.10.2021). Der aktuelle Anteil der Lehrlinge in „Lehre mit Matura“ an der gesamten Lehrlingsanzahl entspricht 4,1 Prozent, der niedrigste im Bundesländervergleich. Dabei hätte das Modell großes Potenzial angesichts der Bedeutung der Lehre in Vorarlberg. Der Anteil der Lehreintritte an der Zahl der 15-Jährigen entspricht 2022 49,5 Prozent. Die Ausbildung von qualifizierten Fachkräften mit prak- tischer Erfahrung sowie theoretischem Wissen und der Möglichkeit zur Weiterbildung ist wertvoll und muss weiter ausgebaut werden.
Rechtsanspruch auf leistbaren Platz in Kinderbetreuung! Elementarbildung und Betreuung muss endlich eine gleichwertige Säule im österreichischen Bildungssystem werden. Dazu gehört ein Rechtsanspruch auf Elementar- bildung und Betreuung ab dem ersten Geburtstag eines Kindes.. Schulische Bildung ist kostenlos, wieso nicht auch elementare Bildung? Die AK macht sich daher auch in Vorarlberg für eine beitragsfreie Kinderbildung und -betreuung stark. Kinder haben ein Recht auf Bildung von Anfang an, Eltern auf gute Betreuung. Proaktiver Ausbau VIF-konformer Betreuung! Nur etwa 49 Prozent der betreuten Kinder sind in einer Einrichtung, die es den Eltern erlaubt, einer Vollzeitbe- schäftigung nachzugehen. Das ist zwar eine Verbesse- rung gegenüber dem Jahr 2016, bedeutet aber immer noch den erst fünften Platz im Bundesländervergleich. Die Konsequenz ist, dass die Gründe für Frauen, einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen, weiterhin bei mehr als 40 Prozent Betreuungs- oder Pflegepflichten sind. Wenig überraschend also sind mehr als zwei Drittel der teilzeitbeschäftigten Frauen Mütter, während es bei voll- zeitbeschäftigten Frauen nur ein Drittel ist. Die Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit, vor allem in Vollzeitbeschäf- tigungen, hängt maßgeblich vom Ausbau VIF-konformer Betreuung ab – ihr Ausbau muss proaktiv weiter voran- getrieben werden. Zentral ist dabei ein Ausbau des Ange- bots ohne Abbau der Qualität: Gute Arbeitsbedingungen, genügend Personal und kindgerechte Gruppengrößen gilt es zu fördern.
FORDERUNGEN DER AK VORARLBERG
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