Standort-Rating 2024 AK Vorarlberg

Die wichtigsten Erkenntnisse des Standort- Ratings 2024 – Arbeitsstandort Vorarlberg

dem Österreichdurchschnitt von knapp 24 Prozent und an letzter Stelle im Bundesländervergleich. Der Rest der Mieter:innen ist den Marktpreisen ausgeliefert, die in den letzten elf Jahren explodiert sind. Die durchschnittlichen Häuser- (+91 Prozent) und Wohnungspreise (+81 Prozent) sind in den letzten sieben Jahren (2015–2022) in keinem anderen Bundesland so stark gestiegen wie in Vorarlberg. Mietpreise sind nur in Salzburg höher und sowohl laut Erhebungen der Statistik Austria als auch laut unserer AK Wohnumfrage 2023 sind 20 bis 35 Prozent aller Haus- halte durch die Wohnkosten stark belastet. Mehr als ein Drittel der Befragten (n=2.000) gab an, sich die aktuelle Teuerung nicht oder nicht mehr lange leisten zu können. Nur 49,9 Prozent der betreuten Kinder sind in einer Einrichtung, die es den Eltern erlaubt, einer Vollzeit­ beschäftigung nachzugehen. Das ist zwar eine Verbesse- rung gegenüber dem Jahr 2016 um mehr als 15 Prozent- punkte, bedeutet aber immer noch den erst vierten Platz im Bundesländervergleich. Die Konsequenz ist, dass die Gründe für Frauen, einer Teilzeitbeschäftigung nachzu- gehen, weiterhin bei fast 43 Prozent Betreuungs- oder Pflegepflichten und bei über 6 Prozent andere persön- liche oder familiäre Gründe sind. Wenig überraschend also haben 69 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen ein Kind, während es bei vollzeitbeschäftigten Frauen nur 35 Prozent sind. Die Erhöhung der Frauenerwerbs- tätigkeit, vor allem in Vollzeitbeschäftigungen, würde in besseren Einkommensverläufen resultieren und vor Prekarität und Altersarmut schützen. Eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Frauen, Älteren und Zuwan- der:innen ist für den Sozialstaat und damit für den Wohl- stand von zentraler Bedeutung. Im Jahr 2022 hatten immer noch 16,3 Prozent der Vorarlberger:innen im erwerbsfähigen Alter maximal einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. Im Vergleich zu 2017 entspricht das einer Ver- besserung von mehr als einem Prozentpunkt. Das ist der zweithöchste Anteil im Bundesländervergleich und eine ernstzunehme Herausforderung für die steigenden An- sprüche am Arbeitsmarkt. Hochtechnologie und Digitali- sierung erfordern lebenslanges Lernen und benötigen ein durchlässiges Bildungssystem, das den Weg von Lehre bis Studium ermöglicht. Gleichzeitig ist der Anteil der Lehr- linge in „Lehre mit Matura“ in Vorarlberg mit 4,1 Prozent nach wie vor der niedrigste in Österreich. Nur 2,4 Prozent der unselbstständig Erwerbstätigen mit maximal Pflicht- schulabschluss haben im Jahr 2020 an einer beruflichen Aus- und Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen.

Arbeitslosigkeit, Konjunkturschwankungen und Fach- kräftemangel zur selben Zeit? Im diesjährigen Spotlight werden die Herausforderungen für den Vorarlberger Arbeitsmarkt im Kontext von Digitalisierung, demografi- schem Wandel und sozial-ökologischer Transformation behandelt. Der Anteil von Personen über 64 Jahren wird laut Prognose von 18 Prozent im Jahr 2023 auf 28 Prozent im Jahr 2070 steigen, und bereits 2030 wird es mehr über 65-Jährige als unter 19-Jährige geben. Gleichzeitig haben sich seit 2008 die offenen Stellen in den besonders nach- gefragten Berufen um das Drei- bis Siebenfache vermehrt und offene Stellen brauchen länger, um besetzt zu werden. Die Arbeitslosenquote ist im Bundesländervergleich an vierter Stelle mit 5,2 Prozent im Jahr 2023 und die Lang- zeitbeschäftigungslosigkeit nimmt ab. Hier kann noch einiges an Beschäftigungspotenzial erschlossen werden. Das wird vor allem bei den unterdurchschnittlichen Er- werbsquoten der Frauen und der älteren Männer im Bun- desvergleich deutlich. Hier kann bei den Frauen, die in Vorarlberg zu 54 Prozent in Teilzeit beschäftigt sind, und bei den älteren Arbeitnehmer:innen (z. B.: Erwerbsquote von 82 Prozent der 55- bis 59-jährigen Männer in Vorarl- berg versus 88 Prozent im Österreichdurchschnitt) noch Potenzial erschlossen werden. Die Teilnahme an formaler Weiterbildung (7 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022) ist jedoch im Bundesländervergleich die niedrigste, und die Lehrlinge im ersten Lehrjahr sind seit Jahren rückläufig (minus 10 Prozent im Vergleich zu 2014). In Vorarlberg ist die Verteilung von Lohneinkom- men und unternehmerischen Gewinnen (Lohnquote) un- gleicher als in anderen Bundesländern verteilt. Im Jahr 2021 waren es etwa 44 Cent pro erwirtschaftetem Euro (2015 waren es 43 Cent, 2020 kurzfristig sogar 47 Cent), die in Lohneinkommen fließen, aber im Vergleich dazu: In der Steiermark sind es knapp über 52 Cent, im Österreich- durchschnitt 50 Cent. In Anbetracht der herausragenden Stundenproduktivität (1. Platz im Bundesländervergleich) des Wirtschaftsstandorts Vorarlberg von durchschnitt- lich knapp 64 Euro realem Bruttoregionalprodukt pro Stunde haben sich die Beschäftigten einen fairen Anteil am Wachstum verdient. Stattdessen sind die Arbeitneh- mer:innen in Vorarlberg mit unterdurchschnittlichen Reallohnzuwächsen und dem höchsten Gender-Pay-Gap im Bundesländervergleich konfrontiert. Der öffentliche oder auch gemeinnützige Woh- nungsmarkt, bestehend aus Gemeindewohnungen und Genossenschaftswohnungen, macht in Vorarlberg nur knapp 13 Prozent aus und liegt damit deutlich unter

Executive Summary

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